Stärkende Wirkung
Für Sarah Meer, Mitinhaberin und Geschäftsführerin der auf Naturheilmittel und Paracelsus-Medizin spezialisierten Drogerie Meer in Siebnen, nimmt die Brennnessel die Rolle einer sogenannten Kardinalpflanze ein. Sie ist Bestandteil vieler Heilpflanzen-Mischungen, ob als Tee oder Tinktur. Die Drogistin HF vertreibt sowohl Fertigarzneien verschiedener Hersteller wie auch eigene Produkte. «Brennnesseltee ist ein Klassiker», erklärt Sarah Meer. Er sei einfach in der Anwendung, verträglich und kostengünstig.
Wegen ihres vergleichsweise hohen Gehalts an Eisen und ihrer anregenden Wirkung auf den Kreislauf eignet sich die Pflanze auch gut als Tonikum, sprich als Stärkungsmittel. Dies stehe auch im Einklang mit der Signaturenlehre des Schwyzer Arztes und Alchemisten Theophrastus Bombast von Hohenheim, alias Paracelsus (1493/94 – 1541). Ihr gerader Wuchs, die gezackten Blätter mit Brennhaaren deute auf Wehrhaftigkeit und Stärke hin.
Da es damals noch nicht möglich war, Arzneistoffe isoliert zu erforschen, griffen die Menschen auf äusserliche Merkmale der Pflanzen zurück, um Rückschlüsse auf ihre Wirkung zu ziehen. Im Fall der Brennnessel hat sich dies bestätigt. «Bei Eisenmangel empfehlen wir neben einem klassischen Eisenpräparat deshalb gerne noch die Einnahme von Brennnesseltee oder Tinktur», so die Fachfrau. Es gebe in der Zwischenzeit bereits kombinierte Produkte, welche Eisen und auch Brennnesseln enthalten. Bei Verdacht auf schweren Eisenmangel rät sie allerdings, ärztlichen Rat einzuholen. Auch bei anderen, schwerwiegenden Beschwerden, empfiehlt sie dies. Naturheilkunde und Schulmedizin würden sich nicht ausschliessen, sondern im Idealfall ergänzen.
Kosmetika und Kleider
Auch in der Kosmetik finden Brennnesseln ihre Anwendung, zum Beispiel in Shampoos. Sogar Kleider lassen sich daraus herstellen – ihr Gewebe ist weich und glänzend und erinnert an Leinen.
Allerdings ist die Herstellung von Nesselgewebe aufwendig und wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vom Siegeszug der Baumwolle verdrängt.