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Kanton
29.11.2018

FÜR DIE JÄGER PRÜFUNG BRAUCHT ES HERZBLUT

Der Kanton hat die Ergebnisse der Umfrage zur Jagdausbildung 2017–18 analysiert und legt die Ergebnisse vor.

Wer keine direkte Beziehung zur Jagd hat, dem fällt es schwerer, die St.Galler Jagdprüfung zu bestehen, weil Praxis und Erfahrung fehlen. Bei der anstehenden Neuausrichtung der Ausbildung wird das berücksichtigt. Ein Drittel der Frauen und Männer, die im Juni zur Jagdprüfung im Kanton St.Gallen angetreten waren, bestanden sie nicht. Mit einer Umfrage bei den Teilnehmenden des Ausbildungslehrgangs und einer vertieften Auswertung der Prüfungsresultate versuchte die Kommission für die Grundausbildung der Jägerschaft des Kantons St.Gallen (GAJ) die Ursache zu eruieren.

Theorie und Praxis verbinden

Mit einer Rücklaufquote von 83 Prozent ist das Resultat der Umfrage repräsentativ. Die Auswertung der Antworten hat gezeigt, dass der Kursbesuch alleine nicht genügt, um die Prüfung zu bestehen. Zusätzlich sind Selbststudium, Lerngruppen und das Investieren von «Herzblut» nötig.

Immer mehr Kandidatinnen und Kandidaten fehlt das jagdliche Vorwissen. Personen ohne Anschluss an eine Jagdgesellschaft oder ohne Bezugsperson zur Jagd hatten eindeutig eine höhere Durchfallquote. Die Umfrage zeigte, dass das in der Ausbildung verwendete Vokabular nicht verstanden wurde. Auch sei der Weg von der Theorie im Unterricht zur Praxis in Feld und Wald nicht einfach vorgegeben. Hier will sich die GAJ verstärkt dafür einsetzen, dass die St.Galler Jagdgesellschaften die Jungjägerinnen und Jungjäger in de Jagdbetrieb einbeziehen.

Ab 2019 neues Lehrmittel

Mit Einführung des neuen Lehrmittels «Jagen in der Schweiz – auf dem Weg zur Jagdprüfung» wird die Ausbildung neu ausgerichtet. Jagdspezifische Begriffe sollen besser erklärt und Verständnislücken bei den Auszubildenden früher erkannt werden. Weiter beibehalten wird die dreistufige Ausbildung mit dem Schiessen, den obligatorischen und den freiwilligen Ausbildungskursen. Anmeldungen für den nächsten Lehrgang nimmt das Amt für Natur, Jagd und Fischerei noch bis 31. Dezember 2018 entgegen (www.jagd.sg.ch)

Ergebnisse der Umfrage zur Jagdausbildung / Theorieprüfung 2018

Das eigene Lernverhalten und fehlende Reviererfahrung und sind die Hauptgründe für die geringe Erfolgsquote der theoretischen Jagdprüfungen 2018. Fazit einer Umfrage bei den Kandidatinnen und Kandidaten 2018 ist, dass die Prüfung nicht auf die leichte Schulter genommen werden darf. Weiter fällt auf, dass immer mehr Personen ohne Anschluss an eine Jagdgesellschaft und somit ohne praktische Erfahrung die Ausbildung in Angriff nehmen. Das schlägt sich auf die Resultate nieder, da das theoretische Wissen ohne praktische Reviererfahrung nicht einfach zu verstehen ist.

Die Kommission für die Grundausbildung der Jägerschaft des Kantons St.Gallen (GAJ) hat den Auftrag, die künftigen Jägerinnen und Jäger des Kantons St.Gallen nicht nur auf die Jagdprüfung, sondern auch auf die künftige Jagdausübung vorzubereiten. Zu diesem Zweck werden verschiedene Ausbildungskurse angeboten (Waffenhandhabungs- und Schiessausbildung, Obligatorische Ausbildungstage, Freiwillige Ausbildungskurse). Die Prüfungsresultate der Theorieprüfungen vom 6. bis 8. Juni 2018 haben die GAJ nachdenklich gestimmt. Nur knapp zwei Drittel aller Angetretenen bestanden die diesjährige Jagdprüfung. Dies ist das schlechteste Resultat seit Jahren. Grund für die GAJ, die Resultate vertieft auszuwerten, um den möglichen Ursachen für die hohe Durchfallquote auf die Spur zu kommen.

Persönliches Lernverhalten

Mittlerweile liegen die Resultate einer Umfrage vor, welche bei sämtlichen Kandidatinnen und Kandidaten des Prüfungsjahrgangs 2018 durchgeführt wurde. Eine sehr hohe Quote von 83% sämtlicher 47 Prüfungsteilnehmenden hat die Umfrage ausgefüllt. Das Resultat ist also repräsentativ. Die Auswertung der Antworten hat gezeigt, dass der Kursbesuch alleine nicht genügt, um die Prüfung bestehen zu können. Nur wer auch «Herzblut» investiert und die Zusammenhänge zwischen der vermittelten Theorie und der Praxis verstehen will, kann auch eine gute Prüfung ablegen. «Ohne Fleiss kein Preis» ist eine der Haupterkenntnisse aus der Umfrage. Die GAJ wird zu Beginn der Ausbildung vermehrt darauf hinweisen, dass jede Person für ihr Lernen selber verantwortlich ist. Allerdings sind die angebotenen Kurse der GAJ mit erfahrenen Jägerinnen und Jäger als Ausbildner ein wesentlicher Faktor für das Bestehen der Prüfung.

Geheimsprache vermeiden

Die Umfrage hat deutlich gezeigt, dass bei einigen Jungjägerinnen und Jungjägern der Praxisbezug fehlt. Personen, die keinen Anschluss an eine Jagdgesellschaft haben oder keine Bezugsperson zur Jagd haben, weisen eine höhere (Teil-)Durchfallquote auf, als Kandidatinnen und Kandidaten mit entsprechender praktischer Erfahrung. Jagdliche Vertrautheit ist also ein klarer Vorteil für die Prüfung. Einem immer grösser werdenden Anteil der Interessenten für die Jagdprüfung fehlt das entsprechende Vorwissen, da kein Anschluss an ein Revier besteht. Die klassische «Treiberausbildung» bleibt immer mehr auf der Strecke.

Dies führt dazu, dass sich auch die Ausbildner darum bemühen, dieser Besonderheit gerecht zu werden. Jagdliches Vorwissen darf nicht mehr einfach so angenommen werden. Es wird darum gehen, vermehrt Begrifflichkeiten zu erklären und das Vokabular den Kandidatinnen und Kandidaten näherzubringen. Die Ausbildung wird zunehmend die Prüflinge einbinden, damit Verständnislücken im Unterricht erkennt werden können.

Weiterentwicklung der Jagdausbildung

Die Umfrage hatte nicht nur das Eruieren der Gründe für die Prüfungsresultate 2018 zum Ziel, sondern wurde auch im Sinne einer Qualitätskontrolle der angebotenen Ausbildung genutzt. Die Antworten zeigen durchwegs, dass die dreistufige Ausbildung mit dem Schiessen, den obligatorischen und den freiwilligen Ausbildungskursen zielführend ist. Die GAJ hat einige Einzelhinweise mitgenommen, um ihre Ausbildung laufend anzupassen. Der nächste grosse Schritt ist die Umstellung auf ein neues Lehrmittel. Mit dem schweizweit einheitlichen Buch «Jagen in der Schweiz – auf dem Weg zur Jagdprüfung» wird die bisherige Eigenproduktion, der «St.Galler Ausbildungsordner» abgelöst werden. Die Interessenten, die sich bis Ende 2018 für den Ausbildungslehrgang 2019/2020 anmelden, werden nach dem neuen System ausgebildet werden.

Aufruf an alle St.Galler Jagdgesellschaften

Ein Telefon eines Jungjägers an den GAJ-Obmann im Sommer 2018 hat das gewonnene Bild verdeutlicht. Der erfolgreiche Absolvent der Schiessprüfung 2018 hat geschildert, dass er in einem Revier Anschluss suchte, aber eigentlich nicht erwünscht war. Es wurde ihm faktisch die Möglichkeit verwehrt, Erfahrungen sammeln zu können. Die St.Galler Jagdgesellschaften werden deshalb aufgerufen, sich regelmässig den interessierten Jungjägerinnen und Jungjägern anzunehmen. Das Amt für Natur, Jagd und Fischerei wird auf Anregung der GAJ künftig die Namen und Adressen jener Prüfungskandidatinnen und -kandidaten an interessierte Jagdgesellschaften herausgeben, die einen Revieranschluss suchen. Nachwuchs ist für alle Reviere wichtig; Praxis ist für den Nachwuchs wichtig!

Flawil, 26. November 2018 Andreas Eisenring, GAJ-Obmann

(OriginalMitteilung, Autor: Amt für Volkswirtschaft)
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