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17.02.2023
17.02.2023 22:44 Uhr

Die Vögte aus St. Gallen verbieten Fasnachts-Flaggen

Fasnacht ohne Flaggen: In Benken dürfen keine farbigen Tücher wehen.
Fasnacht ohne Flaggen: In Benken dürfen keine farbigen Tücher wehen. Bild: benken.ch
In Benken und Gommiswald fühlen sich die Fasnächtler vor den Kopf gestossen. Die Kantonsregierung in St. Gallen hat ihnen die Beflaggung der Strassen verboten.

Die Fasnacht ist für viele Menschen die schönste Zeit des Jahres. Geselligkeit und Fröhlichkeit haben Hochkonjunktur. Für einige Tage ist die Normalität des Alltags ausser Kraft.

In Benken und Gommiswald nahmen die Gemeinden dies zum Anlass, die Strassen feierlich zu beflaggen. «Häxtravagant» hiess es beispielsweise in Benken auf dem farbigen Tuch. Doch dann schritten die «Vögte» aus der Kantonshauptstadt St. Gallen ein – und wiesen zuerst die Gemeinde Benken an, die fröhlichen Fahnen umgehend zu entfernen. Gegenüber der «Südostschweiz» begründeten die gestrengen Magistraten den Entscheid damit, dass eine Beflaggung an den Beleuchtungskandelabern und Signalen der Strasse gesetzlich nicht erlaubt sei. «Aufgrund der Vorgabe wurde das Ganze durch uns kontrolliert und entsprechend festgestellt. Die Demontage erfolgte an allen Kandelabern in unserem Zuständigkeitsbereich», sagte Polizeisprecher Hanspeter Krüsi.

Ist eine Fasnachts-Flagge ein Werbebanner?

Dies rief in Gommiswald einen scharfsichtigen Bürger auf den Plan. Der Hobby-Detektiv teilte der «Linth-Zeitung» mit, dass auch in seinem Dorf an einer Kantonsstrasse fasnächtliches Tuch wehe. Die Kantonspolizei nahm sich auch diesem Fall an – und siehe da: «Die Beflaggung in Gommiswald ist uns nicht bekannt.» Eine Bewilligung sei nicht vorhanden, da die Flaggen nicht bewilligungsfähig seien, so Krüsi.

Nun ist in den betroffenen Gemeinden eine hitzige Diskussion entbrannt – mit der Frage im Zentrum: Weshalb dürfen Weihnachtsbeleuchtungen und Schweizer Fahnen (am 1. August) aufgehängt werden – aber Fasnacht-Fahnen nicht? Die Antwort der Gesetzeshüter: «Weil es sich bei Weihnachtsbeleuchtungen und Schweizer Fahnen aus Anlass von gesetzlichen Feiertagen nicht um eine Form von Werbung für einen Anlass handelt.»

Gemeindepräsidentin Romer wehrt sich

In Benken will man dies aber nicht auf sich sitzen lassen. Die fasnachtsfreundliche Gemeindepräsidentin Heidi Romer will in der Kantonsregierung einen Vorstoss einleiten, der die Beflaggung in einem Jahr ermöglichen soll. «Wir hoffen auf den gesunden Menschenverstand», sagt Bruno Dönni, der Präsident des «11-er Rats Bängä», der für die Organisation der örtlichen Festivitäten verantwortlich ist.

Bleibt die abschliessende Frage aus der journalistischen Halbdistanz: Haben Politik und Polizei nicht andere Probleme, als sich wegen ein paar roten Fahnen am Strassenrand grün und blau zu ärgern?

Thomas Renggli