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Kanton
10.03.2023
10.03.2023 16:41 Uhr

PHSG: Berufsintegriertes Studium

Mit dem Berufsintegrierten Studium können PHSG-Studierende schon ab dem 5. Semester Praxis und Theorie stärker verbinden. (Symbolbild)
Mit dem Berufsintegrierten Studium können PHSG-Studierende schon ab dem 5. Semester Praxis und Theorie stärker verbinden. (Symbolbild) Bild: PHSG
Praxis und Theorie noch stärker miteinander verknüpfen: Das können PHSG-Studierende der Kindergarten- und Primarstufe seit Herbst 2022 mit dem neuen berufsintegrierten Studium – wie Tatjana Eisenhut (21).

Claudia Berni und Tatjana Eisenhut sind Lehrerinnen einer ersten Primarklasse in Ebnat-Kappel. Die beiden teilen sich die Stelle zu je 50 Prozent. Eigentlich nichts Ungewöhnliches im Lehrberuf. Doch Tatjana Eisenhut hat ihre Ausbildung zur Primarlehrerin noch nicht abgeschlossen. Sie steckt inmitten ihres Studiums an der Pädagogischen Hochschule St.Gallen. Trotzdem steht die 21-Jährige seit August vergangenen Jahres an drei Tagen in der Woche im Schulzimmer und unterrichtet die Erstklässlerinnen und Erstklässler – ohne dass die Klassenlehrerin Claudia Berni dabei ist.

Von stärkerem Praxisbezug profitieren

Möglich macht dies eine neue Studienform, welche die PHSG seit Herbst 2022 für die Kindergarten- und Primarstufe anbietet. Mit dem Berufsintegrierten Studium (BiS) haben Studierende die Möglichkeit, ab dem fünften Semester Praxis und Theorie noch stärker miteinander zu verbinden. «Die Studierenden der Kindergarten- und Primarstufe können neu ihr fünftes und sechstes Semester auf bis zu zwei Jahre ausdehnen und mit einer Berufstätigkeit an einer Schule kombinieren», sagt Nicolas Robin, Prorektor Ausbildung an der PHSG. «Dabei profitieren sie vom starken Praxisbezug während des ganzen Schuljahres.» Die angehenden Lehrerinnen und Lehrer können die Studieninhalte mit den praktischen Erfahrungen verknüpfen und ihren Unterricht auf Grundlage der theoretischen Inhalte gestalten.

Das Berufsintegrierte Studium ist eines von mehreren Angeboten, welche die PHSG in den vergangenen Jahren eingeführt hat, um einerseits besser auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Studierenden eingehen zu können. Andererseits wirkt die neue Studienform dem aktuellen Fachkräftemangel entgegen, da die Studierenden bereits während des Studiums in Teilzeit arbeiten können. Im BiS sind die Studierenden während eineinhalb bis zu zwei Jahre an einer Kooperationsschule zwischen 30 und 50 Prozent angestellt. Auf der Sekundarstufe I (Oberstufe) bietet die PHSG diese Studienform schon seit längerem an.

Mehr Berufserfahrung sammeln als in einem Kurz-Praktikum

Für Tatjana Eisenhut ist das Berufsintegrierte Studium die Chance, bereits während des Studiums Berufserfahrung zu sammeln, die über ein Praktikum hinaus geht. «Ich habe eine fix zugeteilte Klasse und genügend Zeit, mich in die Rolle der Lehrerin einzufinden», sagt sie. «Ich kann eine Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern aufbauen, was ich sehr schätze.» Bei den zweiwöchigen Praktika, die an der PHSG zum Studium gehören, bekomme man zwar einen wertvollen Einblick in die Schulen und Unterrichtsmethoden. «Aber kaum hat man sich an die Schülerinnen und Schüler gewöhnt, sind die zwei Wochen wieder vorbei», sagt die angehende Lehrerin.

Für ihre erfahrene Sparring-Partnerin Claudia Berni ist es nichts Neues, die Stelle mit einer anderen Lehrperson zu teilen. Sie unterrichtet seit 27 Jahren, davon viele Jahre schon im Jobsharing. An der Primarschule in Ebnat-Kappel ist sie seit vier Jahren tätig. Dass ihre Kollegin noch studiert, merke man überhaupt nicht. Und auch Tatjana Eisenhut hatte noch nie das Gefühl, dass sie im Lehrpersonen-Team als «nur» die Studierende angeschaut wurde. «Wir übernehmen beide dieselben Aufgaben, haben dieselben Pflichten. Einzig die Klassenverantwortung liegt bei mir», sagt Claudia Berni. Entweder unterrichtet sie oder Tatjana Eisenhut, im Doppel gibt es sie nur bei den zwei Teamteaching-Lektionen. Die Zusammenarbeit funktioniere sehr gut, sagen beide. «Wichtig ist, so wie in allen Arbeitsteams, eine offene Kommunikation und eine gute Absprache», sagt Claudia Berni.

Positive Rückmeldungen von verschiedener Seite

Nebst Tatjana Eisenhut haben noch weitere Studierende der Kindergarten- und Primarstufe diese neue Studienform gewählt. «Die ersten Rückmeldungen sind gut. Sie bekräftigen unsere Absicht, neue Studienformen zu schaffen, welche dem Lehrpersonenmangel entgegenwirken, ohne die Qualität des Studiums zu beeinträchtigen», sagt der Prorektor Ausbildung Nicolas Robin. Geplant ist, dass im Herbst eine zweite Lerngruppe mit dem BiS beginnt.

Auch die Erfahrungen der beiden Lehrpersonen in Ebnat-Kappel sind sehr positiv. «Ich kann selbstständig arbeiten und bin dennoch nicht allein», sagt die angehende Lehrerin. Bei Fragen könne sie sich immer an ihre Sparring-Partnerin, ihre Lerngruppe oder ihren Mentor an der PHSG wenden. Claudia Berni sieht die Zusammenarbeit mit der Studierenden als eine grosse Bereicherung für beide Seiten. «Meine Ausbildung zur Primarlehrerin liegt schon etwas zurück», sagt sie und lacht. «Durch Tatjana Eisenhut erfahre ich aus erster Hand, was in Bezug auf Pädagogik und Bildung aktuell ist, und bleibe so am Ball.»

Pädagogische Hochschule St.Gallen (PHSG)

Der Kernauftrag der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) liegt in der Ausbildung von Studierenden zu Lehrpersonen der Volksschule und der Berufsbildung. Die Institution beschäftigt rund 550 Mitarbeitende. Derzeit studieren über 1'400 Personen an der PHSG.

Nebst den Bereichen Ausbildung und Berufseinführung bietet die PHSG ein umfassendes Angebot an pädagogischer Weiterbildung und Beratung. Die fünf Regionalen Didaktischen Zentren bieten angehenden und amtierenden Lehrpersonen sowie Schulen Impulse für die Weiterentwicklung des Unterrichts. Die innovativen Lernarrangements werden jährlich von etwa 9'000 Schülerinnen und Schülern sowie erwachsenen Personen besucht.

Mit ihrem Engagement in Bildungsforschung, Entwicklung und Beratung leistet die PHSG zusätzlich einen Beitrag zur wissenschaftlichen Klärung von schulischen Fragen. Der Campus der PHSG erstreckt sich über vier Hochschulgebäude an den Standorten St.Gallen, Rorschach und Gossau. Mit den Hochschulgebäuden Mariaberg und Stella Maris in Rorschach sowie dem Hochschulgebäude Hadwig in St.Gallen verfügt sie über drei Gebäude mit historischer Bedeutung.

PD, Pädagogische Hochschule St.Gallen (PHSG)