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Kanton
17.12.2023
17.12.2023 07:29 Uhr

Die Reise ins Krisengebiet

Timo Eckert reiste für die St.Galler Feuerwehr in die Ukraine.
Timo Eckert reiste für die St.Galler Feuerwehr in die Ukraine. Bild: zVg
Die Feuerwehr der Stadt St.Gallen spendete ein Feuerwehrauto an die Ukraine. Vier Gallusstädter begleiteten die Überfahrt in das Krisengebiet.

Timo Eckert begleitete die Überfahrt und berichtet stgallen24 seine Erlebnisse. Er erläutert, wie es zu dieser Aktion kam: «Christian Isler (Kommandant Feuerwehr + Zivilschutz) hat im Tagblatt einen Bericht von Dr. Kurt Pelda gelesen, wie er Fahrzeuge in die Ukraine spendet. Das motivierte ihn, das Projekt zu starten.» Begleitet wurde Eckert von Sandro Hättenschwiler, Martin Stump und Silvan Hollinger.

Das Projekt sieht vor, dass die St.Galler Feuerwehr ein ausrangiertes Fahrzeug der Feuerwehr an die Ukraine weitergibt. Die dortigen Einsatzkräfte sind unterbesetzt und brauchen Unterstützung. Das «St.Galler Tagblatt» berichtete.

Familie war nicht erfreut

Dass er sich in ein Krisengebiet wagt und damit im wahrsten Sinne des Wortes auch im Fadenkreuz landen oder schlimmstenfalls unter Beschuss genommen werden kann, ist Eckert von Anfang an klar.

Doch er muss auch seine Familie darüber in Kenntnis setzen, dass er an einer solchen Überführung teilnimmt. Die Reaktion seiner Familie ist entsprechend ängstlich und angespannt. Eckert führt aus: «Meine Familie war von Anfang an nicht erfreut. Sie wusste, dass ich in ein Krisengebiet gehe. Aber ich konnte sie beruhigen. Denn wir gingen nur kurz für die Übergabe über die Grenze. Der Krieg findet weiter im Landesinneren statt.»

Von links nach rechts: Sandro Hättenschwiler, Timo Eckert, Martin Stump und Silvan Hollinger. Bild: zVg

Wird das Fahrzeug die Reise überstehen?

Am 6. Dezember startet die Reise. Doch kurz vor der Abfahrt vermischen sich Angst, Ungewissheit und urplötzlich auch Abenteuerfreude. Eckert erklärt: «Die Gefühlslage war sehr gemischt. Es gab Probleme mit den Zollpapieren und anfangs war nicht klar, ob wir überhaupt losfahren können. Dazu kam noch die Ungewissheit, ob das knapp 30-jährige Fahrzeug die Reise übersteht.»

Letztendlich wendet sich aber alles zum Guten und die Feuerwehrmänner können die Gallusstadt Richtung Feldkirch verlassen. «Als die Reise los ging, packte mich die Abenteurer-Freude.»

Das Ziel: Die weit entfernte Stadt Uschgorod in der Ukraine. Dieses Dreiländer-Eck grenzt an die Slowakei und an Ungarn. Dadurch ist der Übergabeort logistisch gesehen sehr günstig gelegen. So müssen sich die Gallusstädter nicht zu tief in das Krisengebiet wagen und riskieren auch nicht, dass sie schlimmstenfalls unter Beschuss genommen werden. Zur Sicherheit begleitet auch Kriegsreporter Kurt Pelda die Reise.

Kurt Pelda ist ein bekannter Kriegsreporter. Bild: zVg

1‘000 Kilometer an einem einzigen Tag

Die Fahrt führt die Gallusstädter unter anderem durch die Slowakei und deren wundervolle Winterlandschaft. Und doch macht sich schnell bemerkbar, wie lange die Fahrt eigentlich dauert. Eckert erinnert sich: «Die Fahrt war anstrengend. Wir haben am ersten Tag 1’000 km gemacht. Am Abend waren wir alle müde.» Sie kommen noch am gleichen Tag am Zwischenstopp in der Slowakei an.

Doch die lange Reise tut seiner positiven Stimmung keinen Abbruch. Im Gegenteil. Eckert kann immer das Gute in der Situation sehen: «Es machte trotzdem Spass mit meinen Kameraden. Auch die verschneite Winterlandschaft in der Slowakei war wundervoll. Am Abend genossen wir gutes Essen und lokales Bier.»

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Sicher im neuen Depot angekommen

Am Donnerstag, dem 7. Dezember treffen die Feuerwehrmänner wohlbehalten in der Ukraine ein und können das Fahrzeug an die Ukraine übergeben.  «Das Fahrzeug ist sicher in seinem neuen Depot angekommen. Ich hoffe, dass es noch lange im Dienst sein wird.»

Mit der Abgabe des Fahrzeugs kommt auch eine grosse Erleichterung für alle Beteiligten und die Gefühle sind stark. Denn für die St.Galler geht damit eine beschwerliche Reise ins Ungewisse zu Ende und sie können nun endlich den Heimweg antreten.

Glückliches Wiedersehen mit der Familie

Am 9. Dezember kommen die Gallusstädter wohlbehalten zuhause an und die Erleichterung gross: Das Leben geht wieder seinen gewohnten Gang: «Ich habe meinen Vater und meine Mutter angerufen und sie informiert, dass ich zurück bin. Anschliessend ging ich noch zu einem Kollegen zu einem Geburtstag.»

Eckert nimmt viele schöne Erinnerungen mit. «Die Dankbarkeit und Freude der ukrainischen Feuerwehrkameraden, als sie das Fahrzeug übernommen haben, war für mich das schönste Erlebnis an der Reise.» Eckert hofft, dass das Fahrzeug noch lange im Dienst sein wird. «Auch in Kriegszeiten spielt die Feuerwehr eine wichtige Rolle.»

Fabian Alexander Meyer / StGallen24