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Kultur
10.02.2024
07.02.2024 10:54 Uhr

Zwei spannende Ausstellungen

Benoît Billotte, Druck mit pflanzlicher Farbe auf Stoff, Impression Atelier, Genf, September 2023.
Benoît Billotte, Druck mit pflanzlicher Farbe auf Stoff, Impression Atelier, Genf, September 2023. Bild: zVg
Ab dem 18. Februar 2024 zeigt das Kunst(Zeug)Haus zwei neue Ausstellungen: «Humaine Nature» von Benoît Billotte und «BASSSSELISK» von Felix Stöckle in der Reihe Seitenwagen.

Einem Landvermesser ähnlich sammelt Benoît Billotte (*1983) Informationen und Dokumente, die uns umgeben. Diese nutzt er als Ressourcen für seine Arbeiten und schafft daraus Werke, die unvermittelt in ihren Sog ziehen.

Billotte verwendet Elemente aus Statistiken, Karten, Plänen, Architekturen, aber auch von Pflanzen, kulturellen Praktiken und historischen Begebenheiten. In seinem Werkprozess entstehen daraus feinsinnige und poetische Bilder, die Territorien, Landschaften und Räume untersuchen.

Arbeit mit Naturmaterialien

Im Vordergrund steht für Billotte der respektvolle und nachhaltige Umgang mit Materialien. Zumeist handelt es sich um Naturmaterialien, die sich mit der Zeit optisch verändern. Der Ausstellungstitel verkehrt den Ausdruck der «Nature Humaine» (dt. menschliche Eigenart), um den Blickpunkt weg von der menschlichen Perspektive hin zur Natur zu lenken. Wie lebt Natur mit Menschen? Wie handhabt sie unsere Eingriffe und wie lässt sie uns leben?

Sous le pli, Benoît Billotte. Bild: zVg

Wie eine Schatzsuche

Einer Schatzsuche gleich lädt die Ausstellung ein, in die verschiedenen Bereiche Erde und Vegetation und Meer- und Wasserwelt einzutauchen und damit einhergehende Geschichten zu ergründen. Billottes Kunstschaffen lenkt die Blicke der Ausstellungsbesucherinnen und -besucher auf diese Weise auf fundamentale Themen wie den menschlichen Lebensraum, seine Aneignung, seine Symbiose und seine Vergänglichkeit.

Es handelt sich um die erste museale Einzelausstellung im deutschsprachigen Raum des in Frankreich geborenen und seit 2008 in Metz (F) und Genf lebenden und arbeitenden Künstlers.

Sous le pli, 2023. 4 Fotogravuren auf Lotusblätter, maroufliert auf Hahnemühle Papier, je 78 x 53 cm. Bild: zVg

Der Künstler Benoît Billotte

Benoît Billotte lebt seit 2008 in Genf und Metz, Frankreich. Nach Studien an der École supérieure d’art Metz und der HEAD (Genf) hatte der Künstler verschiedene Ausstellungen hauptsächlich in Frankreich und in der Westschweiz.

Benoît Billotte hat mehrere Residenzen erhalten, wie 2018 für das französische Institut du Maroc in Tetouan oder die Casa Suiza in Buenos Aires. Im Jahr 2016 war er mit einem Pro-Helvetia-Stipendium in Shanghai, 2013 im Schweizer Institut in Rom und 2010 im Kunstzentrum Parc Saint Léger. Die letzte Residenz fand 2019 in Mexiko mit der Casa Proal Fondation statt. Das aktuelle Recherche- und Schaffensstipendium des Institut français du Liban in Saïda in der Villa Al Quamar im Libanon musste aufgrund der politischen Lage verschoben werden.

Seine Werke wurden bereits in verschiedenen Institutionen ausgestellt, so im Magasin Grenoble und im Shanghai Moca Pavilion im Jahr 2016, im Centre Pompidou Metz im Jahr 2013, im FRAC Lorraine Metz im Jahr 2011 und im Museum für Schöne Künste in Nancy im Jahr 2010. 2014 wurde er mit dem Jeunes Talents contemporains Preis der Fondation François Schneider und 2010 bei den Swiss Art Awards in Basel ausgezeichnet.

Benoît Billotte. Bild: Magali Dougados

«Date to Dance»

Für die Ausstellung im Kunst(Zeug)Haus entstehen neue wie auch ortsspezifische Werke. Die Ausstellung wird durch artefix kultur und schule in Workshops an Schul- und Kindergartenklassen vermittelt. Im Kontext der Ausstellung freuen wir uns auch, nach 2022 zur zweiten Austragung des Kunst- und Tanzfestivals «Date to Dance» einladen zu dürfen.

Die Choreografinnen und Choreografen Lina Gómez (Kolumbien/Deutschland), Ginevra Panzetti und Enrico Ticconi (Italien/Deutschland) und Jamuna Zweifel (Schweiz) verbinden Tanz mit der Ausstellung «Humaine Nature» von Benoît Billotte. Das interdisziplinäre Festival wird durch Lea Moro in Zusammenarbeit mit dem Kunst(Zeug)Haus kuratiert.

Stöckle im Seitenwagen

Als «Seitenwagen» wird die Nachwuchsförderplattform des Kunst(Zeug)Haus bezeichnet, die explizit jungen
Künstlerinnen und Künstlern Raum für experimentelles Schaffen gibt. Einem Seitenwagen gleich fahren sie mit der grösseren Ausstellung im Hauptraum mit und werden gleichzeitig mit ihr eröffnet.

Für «BASSSSELISK» ging Felix Stöckle (*1994 in Rotmonten SG), geleitet von seinem Interesse am Handwerk, zyklischen, durch die Natur geprägten Prozessen der Weinproduktion nach. Dafür arbeitet er mit dem Rapperswiler Weingut Höcklistein zusammen. In seinem künstlerischen Werk bricht Stöckle oft mit der traditionsbehafteten Nutzung von kunsthandwerklichen Techniken und greift dabei auf eine symbolreiche Bildsprache zurück.

Schlangen-Symbolik

Mithilfe von sich durchs Wort schlängelndem «S» verbindet Felix Stöckle im Ausstellungstitel das mythische Basilisken-Wesen mit der vielschichtig symbolischen Schlange. Er versteht die Schlange dabei nicht nur als die böse Verführerin aus dem Paradies, sondern auch als Sinnbild für den antiken Heilgott Äskulap, bekannt vom Apothekenlogo. Die Darstellung der Schlange, die sich selbst in den Schwanz beisst, bildet hingegen einen endlosen Kreis, der auf die Naturverbundenheit und die unendlichen Kreisläufe der Natur hinweist.

Felix Stöckle und der Basilisk. Bild: © Felix Stöckle

Stöckle & Weingut Höcklistein

Die Kollaboration mit Höcklistein ermöglicht Felix Stöckle darüber hinaus das Arbeiten mit direkt der Weinproduktion entnommenen Materialien. Darüber hinaus entsteht im Wechselspiel mit dem Künstler und Höcklistein eine Sonderedition eines Sauvignon Blanc Fumé, der Anfang Juni lanciert werden wird.

Stöckle, der die Öfen für das Brennen seiner Keramiken teils selbst baut, wird im Rahmen der Ausstellung und dem Weinlaunch in einer Performance die Öffentlichkeit dazu einladen, dem Brennvorgang beizuwohnen.

Dieses Happening wird im Räbhüsli von Höcklistein in Kempraten stattfinden und von einem Picknick begleitet werden, die Kunst und Alltag einander auf ungewohntem Terrain begegnen lassen. Dabei entstehen kleinformatige, einzigartige Keramiken, die durch ihr kohlefarbiges Äussere an Fundstücke aus Ausgrabungsstätten erinnern. Felix Stöckle erzählt durch die vermeintlichen Fundstücke seine Geschichte zum Wein und führt in seine Symbolsprache ein.

Der Künstler Felix Stöckle

Felix Stöckle ist bildender Künstler und Mitbegründer der offenen Siebdruck-Werkstatt Turbo Press in Biel/Bienne. Stöckle setzt sich in vielfältigen Medien wie der Fotografie, Druckgrafik sowie kunsthandwerklichen Techniken mit der Abstraktion auseinander. Er hat einen Bachelor der Hochschule Luzern im Bereich Kunst und Vermittlung, den er 2021 mit der Lithografie & Siebdruck-Reihe HG 85 erreichte.

Seitdem konnte er in der Gruppenausstellung «The Disaster of Abstraction» in der Kunsthalle Ziegelhütte in Appenzell (2022) ausstellen, war bei der bei der «Grossen Regionale» in der *ALTEFABRIK (2023/24) vertreten und eröffnete kürzliche seine erste umfassende Einzelausstellung «Pink Hawk Down» im Kunstzentrum Krone in Biel (2024).

Kurzinfos
Anlass: Vernissage Ausstellung Benoît Billotte «Humaine Nature».
Datum/Uhrzeit: Sonntag, 18. Februar 2024, 11:30 Uhr.
Ort: Kunst(Zeug)Haus, Schönbodenstrasse 1, 8640 Rapperswil.

Anlass: Vernissage Ausstellung Felix Stöckle «BASSSSELISK».
Datum/Uhrzeit: Sonntag, 18. Februar 2024, 11:30 Uhr.
Ort: Kunst(Zeug)Haus, Schönbodenstrasse 1, 8640 Rapperswil.

Anlass: Ausstellung Benoît Billotte «Humaine Nature».
Datum/Uhrzeit: 18. Februar 2024 – 5. Mai 2024.
Ort: Kunst(Zeug)Haus, Schönbodenstrasse 1, 8640 Rapperswil.

Anlass: Ausstellung Felix Stöckle «BASSSSELISK».
Datum/Uhrzeit: 18. Februar 2024 – 4. August 2024.
Ort: Kunst(Zeug)Haus, Schönbodenstrasse 1, 8640 Rapperswil.

Öffnungszeiten
Mittwoch: 14:00-20:00 Uhr.
Donnerstag: 14:00-17:00 Uhr.
Freitag bis Sonntag: 11:00-17:00 Uhr.

Weitere Infos finden Sie unter benoitbillotte.com und kunstzeughaus.ch.

Kunst(Zeug)Haus Rapperswil-Jona/Linth24