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Rapperswil-Jona
16.08.2024
16.08.2024 22:14 Uhr

Überzeugende Geberit-Resultate

Trotz rückläufiger Bauindustrie und ungünstiger Währungsentwicklungen erzielte  das Sanitärtechnik-Unternehmen Geberit überzeugende Resultate.
Trotz rückläufiger Bauindustrie und ungünstiger Währungsentwicklungen erzielte das Sanitärtechnik-Unternehmen Geberit überzeugende Resultate. Bild: KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER
In sehr anspruchsvollem Umfeld erzielte die Rapperswil-Joner Geberit Gruppe im ersten Halbjahr 2024 überzeugende Resultate, mit leichtem Volumenwachstum und hoher Profitabilität.

Nettoumsatz

Der Nettoumsatz der Geberit Gruppe nahm im ersten Halbjahr 2024 um 1,4% auf CHF 1'638 Mio. ab. Bereinigt um negative Währungseffekte in Höhe von CHF 52 Mio. wurde hingegen eine Zunahme von 1,7% erwirtschaftet. Positiv beeinflusst war diese Entwicklung durch eine schwache Vorjahresperiode und den Wiederaufbau von Lagerbeständen beim Grosshandel. Die Nachfrage und die entsprechenden Absatzvolumen in den Endmärkten waren jedoch weiterhin rückläufig.

Im zweiten Quartal erreichte der Nettoumsatz CHF 801 Mio., was einem Anstieg von 4,1% gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Währungsbereinigt resultierte eine Zunahme von 5,2%.

Nettoumsatz nach Märkten und Produktbereichen

Die europäischen Märkte litten weiterhin am stärksten unter den sehr herausfordernden Rahmenbedingungen für die Sanitärindustrie. Trotzdem nahm der währungsbereinigte Nettoumsatz in Europa um +1,1% zu. Deutliche Zuwächse erzielten Osteuropa (+11,3%) und Italien (+5,7%). Ebenfalls leicht zulegen konnten Deutschland (+1,7%) und Benelux (+1,1%). In der Schweiz (-0,5%) und in Österreich (-1,2%) lag der währungsbereinigte Nettoumsatz leicht unter Vorjahr. Dagegen mussten Westeuropa (Grossbritannien/Irland, Frankreich, Iberische Halbinsel) mit -3,3% und Nordeuropa mit -5,1% deutlichere Rückgänge hinnehmen. Ausserhalb Europas waren positive währungsbereinigte Zuwächse in Nahost/Afrika (+9,4%), in Fernost/Pazifik (+6,0%) und in Amerika (+2,0%) zu verzeichnen.

Bei den Produktbereichen legte der währungsbereinigte Nettoumsatz bei den Installations- und Spülsystemen und bei den Rohrleitungssystemen je um +2,5% zu. Dagegen ging er bei den Badezimmersystemen mit -0,3% leicht zurück.

Währungsentwicklung beeinflusst Ergebnisse stark negativ

Die Ergebnisse des ersten Halbjahres waren auf allen Stufen durch die ungünstige Währungsentwicklung stark negativ beeinflusst. Währungsbereinigt war jedoch mit Ausnahme des Nettoergebnisses auf allen Stufen eine positive Entwicklung zu verzeichnen. Die Volumina lagen leicht über der schwachen Vorjahresperiode, da die rückläufige Marktnachfrage durch den Wiederaufbau von Lagerbeständen beim Grosshandel kompensiert wurde. Positiv wirkten sich die im Vorjahresvergleich tieferen direkten Materialkosten aus. Belastend schlug sich hingegen die hohe Lohninflation in vielen Ländern nieder. Zudem wurde in verschiedene Projekte zur Stärkung der Marktposition investiert. Dazu gehörten Wachstumsinitiativen in ausgewählten Entwicklungsmärkten, Marketingausgaben zur Lancierung neuer Produkte und zur Feier des 150-Jahr-Jubiläums der Geberit Gruppe sowie diverse Digitalisierungs- und IT-Projekte.

Insgesamt sank der operative Cashflow (EBITDA) um 1,6% auf CHF 518 Mio., währungsbereinigt resultierte dagegen jedoch eine Zunahme von 3,1%. Die EBITDA-Marge sank gegenüber der starken Vorjahresperiode lediglich um 10 Basispunkte auf 31,6%; währungsbereinigt resultierte ein Plus von 40 Basispunkten. Das Betriebsergebnis (EBIT) ging um 1,9% auf CHF 444 Mio. zurück (währungsbereinigt +3,2%), entsprechend einer EBIT-Marge von 27,1% (Vorjahr 27,2%). Das Nettoergebnis nahm um 5,0% auf CHF 350 Mio. ab, was einer Nettoumsatzrendite von 21,4% (Vorjahr 22,2%) entspricht. Grund für den stärkeren Rückgang des Nettoergebnisses war die deutlich höhere Steuerrate, die hauptsächlich durch die seit 2024 gültige OECD-Mindestbesteuerung getrieben war. Beim Gewinn je Aktie führten die positiven Effekte des Aktienrückkaufprogramms dazu, dass die Abnahme im Vergleich zur Entwicklung beim Nettoergebnis geringer war. Der Gewinn je Aktie sank um 3,3% auf CHF 10.57 (Vorjahr CHF 10.93); in lokalen Währungen nahm er um 0,9% zu. Der Free Cashflow nahm trotz des sehr anspruchsvollen Umfelds aufgrund von positiven Effekten aus der Veränderung des Nettoumlaufvermögens und tieferen Investitionen um 17,0% auf CHF 217 Mio. zu.

Finanzsituation weiter solid

Die finanzielle Situation der Geberit Gruppe ist weiterhin sehr solid. Die Nettoschulden (Schulden minus liquide Mittel) stiegen im Vergleich mit dem Wert nach den ersten sechs Monaten des Vorjahres um CHF 56 Mio. auf CHF 1'340 Mio. an. Die Eigenkapitalquote reduzierte sich entsprechend auf 32,9% (Vorjahr 35,1%).

Das im Juni 2022 begonnene Aktienrückkaufprogramm wurde am 20. Juni 2024 abgeschlossen. Insgesamt wurden 1'266'678 Namenaktien für total CHF 600 Mio., entsprechend 3,6% des aktuell im Handelsregister eingetragenen Aktienkapitals, zurückgekauft. Der Rückkauf erfolgte auf einer separaten Handelslinie zum Zweck der Kapitalherabsetzung.

Leichte Zunahme des Personalbestands

Die Geberit Gruppe beschäftigte Ende Juni 2024 weltweit 11'067 Mitarbeitende (FTE; Ende 2023: 10'947). Die leichte Zunahme ist auf Kapazitätsanpassungen in den Bereichen Produktion und Logistik aufgrund der im Vergleich zum Vorjahr wieder leicht höheren Volumina sowie auf die vorgängig erwähnten Wachstumsinitiativen in Entwicklungsmärkten zurückzuführen.

Ausblick Gesamtjahr 2024: Marktumfeld herausfordernd

Es wird für das Gesamtjahr 2024 aufgrund der herausfordernden Rahmenbedingungen eine insgesamt rückläufige Bauindustrie erwartet. Die gestiegenen Baukosten und Zinsen haben in den letzten zwei Jahren die Nachfrage in der europäischen Bauindustrie – insbesondere im Neubausektor – erheblich gedämpft. Die Baugenehmigungen in Europa sind im Jahr 2023, getrieben durch die schwache Entwicklung im Wohnungsbau, um rund -15% zurückgegangen, was zu einem entsprechenden Rückgang der Neubautätigkeit im laufenden Jahr führt. Auch im ersten Quartal 2024 waren die Baugenehmigungen in Europa mit -5% weiterhin rückläufig. Der stärkste Rückgang wird in Nordeuropa, in Deutschland und in Österreich erwartet. Die Neubautätigkeit in der Schweiz dürfte sich hingegen aufgrund der geringeren Inflation und der niedrigeren Zinsen positiver entwickeln. Im globalen Renovationsgeschäft, dessen Anteil rund 60% am Geberit Umsatz beträgt, wird im Gegensatz dazu ein robusterer Verlauf erwartet, was hauptsächlich auf folgende Gründe zurückzuführen ist:

  • grundsätzlicher Bedarf an Renovationen in mehreren europäischen Ländern und
  • kein zusätzlicher Druck durch die Verlagerung von Sanitär- zu Heizungslösungen wie im Vorjahr.

Trotz der insgesamt negativen Prognosen für die europäische Bauindustrie im Jahr 2024 sollten die teilweise bereits erfolgten und allfällige weitere Zinssenkungen im Laufe des Jahres sowie der strukturelle Trend zu höherwertigen Sanitärstandards die Nachfrage positiv stimulieren. In den aussereuropäischen Märkten, in denen Geberit aktiv ist, wird für das laufende Jahr ein gemischtes Bild erwartet – mit einer starken Nachfrage beispielsweise in Indien, der Golfregion oder Ägypten und Rückgängen beispielsweise in China.

Unabhängig vom herausfordernden Marktumfeld bleibt es für 2024 das Ziel, die Marktposition weiter zu stärken. Dies soll durch die beiden Leitprinzipien 1) strategische Stabilität und 2) operative Flexibilität erreicht werden. Damit sollen die Herausforderungen der unsicheren Volumenentwicklung bewältigt werden, ohne das mittelfristige Potenzial zu beeinträchtigen.

Wie bereits am 7. Mai 2024 angekündigt, soll im dritten Quartal 2024 ein neues Aktienrückkaufprogramm gestartet werden. Dabei sollen über einen Zeitraum von zwei Jahren Namenaktien bis zu einem Betrag von maximal CHF 300 Mio. zurückgekauft werden. Die Namenaktien werden auf einer zweiten Handelslinie an der SIX Swiss Exchange zwecks Kapitalherabsetzung zurückgekauft.

Für das Gesamtjahr 2024 geht die Unternehmensleitung von einem Nettoumsatz in lokalen Währungen auf Vorjahresniveau und einer EBITDA-Marge von rund 29% aus. Die EBITDA-Marge liegt jeweils saisonbedingt im zweiten Halbjahr unter derjenigen des ersten Halbjahres.

Die Unternehmensleitung ist überzeugt, aus diesem herausfordernden und rückläufigen Marktumfeld gestärkt hervorzugehen. Diese Einschätzung basiert auf der stabilen und langfristig ausgerichteten Strategie, dem bewährten Geschäftsmodell mit starken Kundenbeziehungen sowie der industrieführenden finanziellen Stabilität.

Finanzkennzahlen zum 30. Juni 2024

Tabellarische Zusammenstellung verschiedener Geberit-Finanzkennzahlen des 1. Halbjahres 2024 und 2023. Bild: Geberit AG
  30.06.2024 30.06.2023
Eigenkapital in Mio. CHF 1'176 1'227
Eigenkapitalquote in % 32,9 35,1
Netto-Schulden 1'340 1'284
  30.6.2024 31.12.2023
Stand der Beschäftigten (FTE) 11'067 10'947
Geberit AG / Linth24