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Kanton
08.02.2025

Kirche für Handmehr statt Urne

Eine Änderung des Abstimmungswesens vom Handmehr zur Urne wäre für Administrationsrätin Cornelia Brändli-Bommer (r.) aus Uznach falsch.
Eine Änderung des Abstimmungswesens vom Handmehr zur Urne wäre für Administrationsrätin Cornelia Brändli-Bommer (r.) aus Uznach falsch. Bild: zVg (Collage Linth24)
In Kirchgemeinden hatten bei Covid Urnenabstimmungen eine höhere Beteiligung als Bürgerversammlungen mit Handmehr. Administrationsrätin Cornelia Brändli-Bommer will keine Änderung.

«Während der Coronajahre waren viele Menschen stärker mit gesellschaftlichen und politischen Themen konfrontiert, da die Pandemie direkte Auswirkungen auf ihren Alltag hatte.» Dies sagt die für das Ressort Kirchgemeinden zuständige Administrationsrätin Cornelia Brändli-Bommer aus Uznach im Wissen um das Stimmverhalten der Bürgerinnen und Bürger. Während der Corona-Jahre lag die Beteiligung bei Urnenabstimmungen bei 15 bis 25 Prozent, der Durchschnitt beim offenen Handmehr an den Kirchgemeindeversammlungen liegt bei rund vier Prozent.

«Die Kirche lebt von Menschen und dem direkten Austausch.»
Administrationsrätin Cornelia Brändli-Bommel

Cornelia Brändli-Bommer ist überzeugt, dass Bürgerversammlungen bei der Kirche dennoch der richtige Weg sind. «Kirche lebt von Menschen», sagt sie. Der direkte Austausch, das Miteinander und die persönliche Begegnung sind zentrale Element des kirchlichen Lebens.» Darüber hinaus sollen der Mensch und seine Bedürfnisse nicht nur wahrgenommen, sondern auch in den Mittelpunkt gestellt werden. Auch unterstreicht sie das Gemeindegesetz, wonach Gemeindeordnung, Jahresrechnung, Voranschlag sowie Steuerfuss der Bürgerversammlung vorgelegt werden müssen. Nur bei aussergewöhnlichen Verhältnissen, die eine Bürgerversammlung unmöglich machen, könne der Rat eine Urnenabstimmung über unaufschiebbare Geschäfte anordnen.

Religiosität gewinnt in Krisenzeiten

Dennoch macht sich die Administrationsrätin natürlich auch Gedanken darüber, was denn die Gründe für die höhere Stimmbeteiligung während der Corona-Jahre gewesen sein könnten. Nebst der einleitenden Aussage zieht sie in Betracht, dass das Abstimmen an der Urne eine niedrigere Hürde dargestellt hat. Und die Menschen hätten durch Homeoffice, weniger Freizeitaktivitäten und die sozialen Einschränkungen mehr Zeit gehabt, sich mit Abstimmungen zu beschäftigen.

Nicht zu verkennen ist gemäss Cornelia Brändli-Bommer, dass die Pandemie durchaus dazu geführt hat, dass Menschen sich vermehrt mit grundlegenden Fragen des Lebens, mit Gemeinschaft und Sinnsuche auseinandergesetzt haben. «In solchen Krisenzeiten gewinnt die Religiosität oder ein stärkeres Bedürfnis nach spiritueller Orientierung bei manchen Menschen an Bedeutung, was auch deren Engagement für gesellschaftliche Belange verstärkt haben könnte», so die Administrationsrätin.

«Das Beste, das passieren kann, ist, wenn Bürgerversammlungen als Gelegenheit zur Mitgestaltung und Stärkung der Gemeinschaft wahrgenommen werden.»
Administrationsrätin Cornelia Brändli-Bommel

Gelegenheit zur Mitgestaltung geben

Nun: Ein Geheimrezept, wie auch bei Bürgerversammlungen der Kirchgemeinden eine höhere Stimmbeteiligung erreicht werden könnte, gibt es kaum. Das Bestmögliche dafür tun lässt sich gemäss Cornelia Brändli-Bommer beispielsweise mit einer frühzeitigen Kommunikation über verschiedene Kanäle, einer respektvollen und konstruktiven Atmosphäre, allenfalls gezielten Programmen für verschiedene Zielgruppen oder die Einbettung in ein attraktives Rahmenprogramm. «Das Beste, das passieren kann, ist, wenn Bürgerversammlungen als Gelegenheit zur Mitgestaltung und Stärkung der Gemeinschaft wahrgenommen werden.»

Zusatzinfos zum Katholischen Konfessionsteil auf www.sg.kath.ch.

Roger Fuchs, Katholischer Konfessionsteil des Kantons St.Gallen