Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Kultur
15.11.2019
15.11.2019 14:46 Uhr

AUSSTELLUNG ÜBER ABHÄNGIGKEITEN

Bild: zv
Vom 17. November bis 22. März findet im Vögele Kulturzentrum in Pfäffikon die Ausstellung «abhängig? wer, wie, von wem oder wovon» statt.

Abhängigkeiten bestimmen unser Dasein. Einige davon sind lebenswichtig. Daneben haben wir uns aber auch ein komplexes Netz aus Abhängigkeiten geschaffen, die unser Zusammenleben beeinflussen. Wie diese wirken, lässt sich nicht immer leicht erkennen: Sie bleiben oft unsichtbar und abstrakt.

Dagegen ist die Sehnsucht nach Unabhängigkeit in unserer Gesellschaft omnipräsent: Werbung, Politik und Medien suggerieren uns permanent, dass unabhängig sein glücklich macht, während abhängig sein negativ wahrgenommen wird. Aber sind Abhängigkeiten wirklich so schlecht wie ihr Ruf? Wie wirken alltägliche Abhängigkeiten auf uns? Und was passiert, wenn sie sichtbar werden?

Die Ausstellung «abhängig? wer, wie, von wem oder wovon» zeigt, wie Abhängigkeiten unseren Alltag prägen. Sie widmet sich mit zeitgenössischer Kunst, wissenschaftlichen Beiträgen und interaktiven Stationen auf spielerische Art und Weise diesem komplexen Thema und regt an, mehr über die eigenen Abhängigkeitsverhältnisse nachzudenken.

Monica Vögele, Leiterin des Kulturzentrums (l) mit Kuratorin Mirjam Bayerdörfer

Unabhängigkeit – ein reines Glücksversprechen? Bilder, die in uns das Gefühl von Unabhängigkeit und Freiheit wecken, sind im Alltag sehr präsent und haben eine starke emotionale Wirkung auf uns. Oft werden diese Unabhängigkeitsversprechen aber genutzt, um Produkte oder politische Ideen zu verkaufen. Aber von was genau sollen wir uns unabhängig machen? Und was erhalten wir wirklich, wenn wir dem Lockruf der Freiheit folgen?

Zugang und Bewegungsfreiheit: Ob im Arbeitsalltag oder in den Ferien: Ausweisedokumente regulieren unsere Bewegungsfreiheit und bestimmen, wer sich wo aufhalten darf. Wollen wir Teil einer Gemeinschaft werden, sind wir abhängig von einem Ausweis. Heute sind die meisten Gesellschaften als unabhängige Nationalstaaten organisiert, deren Unabhängigkeit von anderen Staaten anerkannt werden muss. Doch wie unabhängig ist ein Staat, der gleichzeitig Teil ist von internationalen Freihandelsabkommen, globalen Sicherheitsbündnissen und kontinentalen Stromnetzen? Und kann es Unabhängigkeit geben, die von anderen nicht anerkannt wird?

Abhängigkeit als Miteinander: Abhängigkeit gilt als Zeichen von Schwäche und Verletzlichkeit. Dieser Glaube lässt uns übersehen, dass jedes menschliche Miteinander auf einem Netz von Abmachungen und Abhängigkeiten beruht. Diese wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnisse sind auch verantwortlich für viele Aspekte des Zusammenlebens, die wir positiv bewerten. Dazu gehören Freundschaft, Sprache oder Verlässlichkeit. Wer will dann noch unabhängig sein, wenn dies gleichbedeutend ist mit einsam, isoliert, unverstanden?

 

Gegenseitige Abhängigkeiten: Die Besucherinnen und Besucher können dies nicht nur an diesem Objekt gleich selber erproben.

Abhängigkeit und Machtverteilung: Abhängigkeiten zwischen Menschen hat immer etwas mit Macht zu tun. Doch bedeutet das zwangsläufig, dass Macht in den jeweiligen Abhängigkeitsverhältnissen nur einseitig vorhanden sein muss? Sind Arbeitgebende nicht genauso abhängig davon, dass ihre Angestellten jeden Tag erscheinen, wie Arbeitnehmende davon, dass sie ihren Lohn rechtzeitig erhalten?

Konsum, Rausch, Regulierung und Sucht: Genuss ist an Wiederholungen gebunden und enthält oftmals gesellschaftliche Regeln: Das Bier erst nach Feierabend, die Torte nur sonntags. Die Gesellschaft gibt vor, wie viel Konsum akzeptiert ist. Wer sich nicht daran hält, wird ausgegrenzt. Aber wer entscheidet, wann zu viel ist? Und was passiert, wenn jemand diese Regeln missachtet?

Auswählen und Konsumieren: Wollen wir nicht alles, was wir tun und besitzen, neu erfinden, sind wir abhängig von den Möglichkeiten und Produkten, die das Umfeld für uns bereithält: Ausbildungstypen, Kleider, Handymodelle, Nahrungsmittel – die Auswahl scheint unendlich zu sein. Was wir wählen und konsumieren können, formt unsere Identität. Aber welche Konsummuster werden uns vorgelebt? Und was widerfährt Personen, die sich ausserhalb der festgelegten Norm bewegen?

Abhängigkeiten im täglichen Leben

Wenn Unsichtbares sichtbar wird: Unser Leben ist geprägt von Vorlagen: Wir arbeiten, was es zu arbeiten gibt oder kaufen, was wir uns leisten können. Solche Vorgaben wirken für uns normal und bleiben oft unsichtbar – bis jemand deren Möglichkeiten ausreizt oder überschreitet. Ein Mann mit Kleid oder eine Geigerin mit Baseballmütze machen sichtbar, welche Möglichkeiten es (noch) nicht als Vorlage gibt. Damit exponieren sie sich in der Öffentlichkeit und machen sich Freunde oder Feinde.

Die Ausstellung widmet sich zeitgenössischer Kunst, wissenschaftlichen Beiträgen und interaktiven Stationen

Werke in der Ausstellung von: Tonjaschja Adler, Ulf Aminde, Baggenstos / Rudolf, Hannes Schmid, Harun Farocki, Magdalena Baranya, Johanna Bossart, Harry Hachmeister, Christoph und Wolfgang Lauenstein, Mickry 3, Silvia Popp, Gianluca Trifilo, Allan Wexler, Yvonne Pispico | Judith Weidmann, Hospiz der Faulheit, Joshua Geiger, Lidija Vuckovic, Magdalene Baranya, Pamela Castillo und Ruedi Widmer.

Ausstellung "abhängig? wer, wie, von wem oder wovon "

im Vögele Kultur Zentrum, Gwattstrasse 14, 8808 Pfäffikon 

17.11.2019 – 22.03.2020 

weitere Auskünfte www.voegelekultur.ch

 

 

 

 

Vögele Kultur Zentrum / Linth24