In «was siehst du wenn du siehst» manifestiert sich die Verschiedenheit der drei Tänzerinnen Noemi Di Gregorio, Maria Vitulano und Nelly Bütikofer. Sie sind in Rapperswil-Jona wohnhaft, aber in geografisch weit auseinanderliegenden Umfeldern aufgewachsen und geprägt worden. Entsprechend unterschiedlich sind ihre Ausbildungen, künstlerische Herkunft und Laufbahn, sind ihre Erfahrungen und Generationen. Ihre Überzeugung, dass Impulse aus anderen Kulturen das eigene Schaffen bereichern und für eine lebendige Kultur essenziell sind bildet die Grund- und Ausgangslage für dieses Projekt. So treffen der trockene Humor des Jura-Südfusses auf den Groove von New York, die narrativen Tänze des Flamencos auf abstrakte Erzählformen des zeitgenössischen Tanzes und Theater.
Die drei Tänzerinnen nutzen ihre unterschiedlichen Tanzstile und Ausdrucksformen, um mit dem Phänomen Interpretation zu spielen und untersuchen, wie sehr Interpretieren Ausdruck von Freiheit ist und sein darf. Das abendfüllende Stück besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil präsentieren die Tänzerinnen ein Solo, Momentaufnahmen ihres jetzigen Schaffens. Die choreografischen Elemente, Narrative, Ausdrucksformen der individuellen Solis sind Stoff für den zweiten Teil. Die einzelnen Soli werden fragmentiert, interpretiert, neu und anders zusammengesetzt. Durch sich verändernde Interpretationen entsteht eine neue Kreation. Eine Inszenierung, die narrative Erzählformen mit den abstrakten Erzählformen des zeitgenössischen Tanzes und Theaters verbindet und der der Frage wie sehr die eigene Geschichte das Gesehene beeinflusst.