Das von der Covid-19-Pandemie geprägte Jahr 2020 geht als Rekordjahr an Anzahl Neugründungen in die Geschichte ein. In der Schweiz wurden so viele neue Firmen gegründet wie noch nie. Insgesamt 46’842 neue Firmeneinträge wurden ins Schweizerische Handelsregister eingetragen, was einem Anstieg von +5,3% im Vergleich zum Rekord-Vorjahr 2019 entspricht. In welchen Kantonen entstanden die meisten neuen Unternehmen und in welchen Branchen wurde am meisten gegründet? Und was sind die Gründe für diese positiven Neuigkeiten zum Jahresbeginn? Dies und ein Ausblick zeigt die nationale Jahresanalyse des IFJ Institut für Jungunternehmen.
In welchen Regionen boomt die Neugründungs-Szene?
Die Grossregionen Nordwestschweiz +10.5%, Zentralschweiz +10.1%, Ostschweiz +8.4%, Zürich +7.5% und Escape Mittelland +6.0% erfreuen sich im Jahr 2020 an neuen Rekordwerten, was die Anzahl Firmengründer anbelangt. So wie es den Tessin seitens der Corona-Pandemie hart traf, ist auch der Rückgang an Firmengründungen im Tessin gegenüber dem Vorjahr mit -10.6% einschlägig. Die Südwestschweiz konnte sich im Verlauf des Jahres erholen und verzeichnet nur noch einen geringen Rückgang von -0.2% an Neugründungen.
In welchen Kantonen herrscht der grösste Gründergeist?
Im schweizweiten Durchschnitt erfolgten im vergangenen Jahr 2020 pro 1'000 Einwohner 5.61 Gründungen. Insgesamt 10 Kantone liegen über dem nationalen Durchschnitt. An der Spitze thront der Kanton Zug (19.91) mit einem bemerkenswerten Abstand vor Schwyz (8.85), Appenzell Innerrhoden (8.61) und Genf (7.75). Die Gründungsmuffel der Schweizer Kantone sind Uri (3.18), Bern (3.82) und Schaffhausen (3.92), welche am wenigsten neue Firmen pro 1'000 Einwohner gründen.
Entwicklung der einzelnen Quartale unter Einfluss der Corona-Massnahmen
Die Analyse des IFJ Institut für Jungunternehmen zeigt, dass durch die verordneten Corona-Massnahmen deutlich weniger Firmen im ersten Halbjahr gegründet wurden. Dieser Rückgang wurde allerdings mit den darauffolgenden, gründungsstarken Monaten aufgeholt bzw. überkompensiert. Im dritten Quartal wurden insgesamt 11'682 neue Firmen gegründet, was einem Anstieg von +15.5% entspricht. Auch das letzte Quartal 2020 verzeichnet mit 13’208 Firmen ein Plus von +13.0%.
Vergleich der letzten zehn Jahre
Seit dem leichten Rückgang im Jahr 2015 verzeichnet das Handelsregisteramt einen stetigen Anstieg an Neueintragungen. In den letzten zehn Jahren stiegen die Neugründungen um +18% an. Das Jahr 2020 besticht mit mehr Firmengründungen denn je und erweist sich als gründungsstärkstes Jahr seit Existenz des schweizerischen Handelsregisters (SHAB). Das SHAB wurde erstmals am 06. Januar 1883 publiziert.
Fünf Branchen machen 50% aller Gründungen aus
Rund 50% aller Neugründungen erfolgen in den Branchen Handwerk (16.7%), Beratung (10.2%), Detailhandel (8.6%), Immobilienwesen (8.1%) und Finanzen und Versicherungen (6.8%). Am wenigsten wird im Tätigkeitsbereich Druck und Verlag (0.3%), Hightech (0.6%) Land- und Forstwirtschaft (1.1%) und Ausbildung (1.8%) gegründet.
Entwicklung der Branchen gegenüber dem Vorjahr
In Bezug auf die Entwicklung der Branchen gegenüber dem Vorjahr zeigt sich, dass die Bereiche Marketing und Kommunikation um +26.0%, Coiffeur und Kosmetik +21.0%, Detailhandel +18.6% und Beratung +14.1X%, prozentual am stärksten wuchsen. Rückgänge verzeichnen die Branchen Weitere Dienstleistungen (Reisebüros, freiberufliche Tätigkeiten) -22.4%, Transport und Logistik -4.9%, Druck und Verlag mit -2.5%, Finanzen und Versicherung -2.1% sowie Gastronomie und Beherbergung -0.9%.
Rechtsformen im Vergleich
Das IFJ Institut für Jungunternehmen stellt fest, dass im Vergleich zum Vorjahr alle der vier meist gegründeten Rechtsformen eine Zunahme an Neueintragungen verzeichnen. In der Schweiz wurden im Jahr 2020 deren 18’288 neue Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) gegründet, was einer Zunahme von +6.4% entspricht. Darauf folgen die Einzelfirma mit 14’858 Neueintragungen (+4.3%), die Aktiengesellschaft (AG) mit 9’326 Neueintragungen (+4.1%) und die Kollektivgesellschaft mit 1’383 (+6.2%) Eintragungen. Andere Rechtsformen verzeichnen eine Zunahme von +7.5%.