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Rapperswil-Jona
28.01.2021
28.01.2021 08:03 Uhr

GPK urteilt: Götti-Hecke zu Unrecht bezahlt!

Rapperswil-Jonas Stadtpräsident Martin Stöckling fand die Heckenbezahlung «korrekt», was die GPK vollumfänglich widerlegt.
Rapperswil-Jonas Stadtpräsident Martin Stöckling fand die Heckenbezahlung «korrekt», was die GPK vollumfänglich widerlegt. Bild: Linth24
Die Stadt hätte die Hecke an den Götti des Stadtpräsidenten nicht bezahlen dürfen. Er und der Stadtrat sehen in der Hecken-Affäre schlecht aus. Bericht und Kommentar von Bruno Hug.

Nach vier Monaten Abklärung legt die Geschäftsprüfungskommission (GPK) von Rapperswil-Jona zur Zahlung der Hecke für den Paten des Stadtpräsidenten einen Bericht vor. Sie kommt zum eindeutigen Schluss: Die Bezahlung war «nicht schlüssig begründet», sprich nicht rechtens.

Dass Linth24 den Fall öffentlich machte war somit nötig. Es bleiben jedoch wichtige Fragen offen, so zum Beispiel, ob mit der Hecken-Bezahlung «ungetreue Amtsführung» einher ging, ob jetzt der Stadtrat das Geld vom Beschenkten zurückfordert und warum die GPK rund 3'500 Franken verschwinden lässt?

Stöcklings Ausstand «irrelevant»

Die GPK schreibt, die Bezahlung von 11'564 Franken für die neue Hecke habe «in der Kompetenz des zuständigen Mitarbeiters im Ressorts Bau» - also von Josef Lacher - gelegen. Und den Stadtpräsidenten nimmt die GPK – nur vordergründig – etwas aus der Schusslinie. Martin Stöckling «habe sich in keiner problematischen Weise am Entscheid zur Kostenübernahme» beteiligt. Deshalb sei es «irrelevant», abzuklären, ob er sich im Ausstand befunden habe. Ich komme darauf in meinem Kommentar zurück.

Zahlung durch Stadt war ungerechtfertigt

Zusammenfassend steht die Stadt sehr schlecht da. Die GPK schreibt, Brühwilers Hecke sei früher bis einen Meter in den Strandweg hineingewachsen, und er sei deswegen seit 2010 gerügt worden.
Die von Brühwiler aufgeführten Gründe, mit denen er die Heckenbezahlung durch die Stadt verlangt habe, habe er «erst mit der Zeit vorgebracht». Die unter dem Rasen liegende Wasserleitung und die «Duldung einer Sitzbank etc.» seien, wie die GPK weiter schreibt, «aus rechtlicher Sicht weder relevant noch stichhaltig».

Die Stadt hätte eine neue Hecke «mit gutem Grund auf Kosten des Liegenschaftseigentümers verfügen können». Selbst wenn sie ihm «trotz klarer Ausgangslage» hätte «entgegenkommen wollen», hätte Brühwiler «dennoch den grössten Teil» der Hecken-Kosten tragen müssen. Die Bezahlung der Hecke «durch die Stadt» sei «nicht schlüssig begründet» und «unverhältnismässig hoch».  

Kommentar:

Stöckling und Stadtrat stehen miserabel da

Der GPK-Bericht könnte deutlicher nicht sein. Was in der Hecken-Sache ablief, war nicht rechtens. Trotzdem bleiben Fragen offen. Es ist falsch, wenn die Kommission von 11'564 Franken Hecken-Kosten schreibt. Die Stadt hat unter der Hecke auch noch eine Sickerleitung für 2'500 Franken verlegt und die Neuvermarchung der Grundstücks-Grenze bezahlt. Es wurden total 15'000 Franken an Steuergeld verschenkt. Die Bürger haben das Recht, zu erfahren, was der Stadtrat nun tut!

Stöckling kannte das Geschäft
Die GPK entlastet Stadtpräsident Martin Stöckling lauwarm. Sie schreibt, er habe sich «in keiner problematischen Weise … am Entscheid zur Kostenübernahme für die Hecke beteiligt».
Das tönt nach Schonung. Derweil ihn die Fakten schwer belasten: Auf die damalige Frage von Linth24, inwieweit Martin Stöckling in die Gratis-Hecke involviert gewesen sei, schrieb die Stadtkanzlei am 18. September 2020:

«Der Stadtpräsident legte grossen Wert darauf, nicht in das Geschäft involviert zu werden, weil er das Patenkind des Grundeigentümers ist und von diesem kontaktiert wurde. Josef Lacher informierte den Stadtpräsidenten später über die gefundene Lösung.»  

Ungetreue Amtsführung?
Martin Stöckling wusste somit glasklar, wie sein Götti von öffentlichen Geldern profitierte. Damit wird zum Faktum: Was die GPK ausdrücklich als nicht korrekt erkennt, fanden er und der Tiefbau-Leiter «korrekt». Zieht man in Betracht, dass der Nutzniesser noch der Götti des Stadtpräsidenten ist, ist das doppelt bedenklich. Liegt hier gar ein Fall von «ungetreuer Amtsführung» vor? Wird dies nach den Erkenntnissen der GPK noch geprüft?

Auch der Stadtrat im Hänger
Auch der Stadtrat steht miserabel da. Nachdem Linth24 die Affäre offengelegt hatte, teilte er am 1. Oktober 2020 in einer Medien-Information mit, er sei «der Auffassung», dass «die Abwicklung des Geschäfts korrekt erfolgt» sei.

Im Klartext: Der Stadtrat schützte seinen Präsidenten blind, und wie sich nun zeigt, bei einer gemäss GPK unzulässigen Verwendung von Steuergeldern.

Anzeige gegen den Falschen
Dass der Stadtrat in diesem Falle noch gegen den Informanten von Linth24 wegen Amtsgeheimnis-Verletzung «Anzeige gegen Unbekannt» erstattet hat – und damit noch Kosten verursachte –, setzt dem Debakel das i-Tüpfchen auf. Die Stadt müsste sich beim Informanten vielmehr bedanken. Er hat ein übles Verwaltungs-Geschäft aufgedeckt!

Bruno Hug, Linth24