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05.03.2021
05.03.2021 14:33 Uhr

Einbussen im Gastrobereich der Skigebiete bis zu 80%

Regionale Skigebiete geben Einblick in die Verluste, die Umsetzung der Massnahmen und das Verhalten der Gäste während der bald abgeschlossenen Wintersaison.
Regionale Skigebiete geben Einblick in die Verluste, die Umsetzung der Massnahmen und das Verhalten der Gäste während der bald abgeschlossenen Wintersaison. Bild: Linth24
Auch die kleineren Skigebiete schauen auf die bald abgeschlossene Saison: Es mussten viele Herausforderungen bewältigt sowie grosse Einbussen in Kauf genommen werden. Linth24 mit einer Bilanz aus der Region.

«Den Umständen entsprechend sind wir mit der Wintersaison zufrieden», sagt Tanja Gmür von den Sportbahnen Amden rückblickend auf die Saison 20/21. Auch andere Betreiber von regionalen Skigebieten stimmen ihr zu. «Im Allgemeinen war die Saison in Ordnung, welche im Vergleich zu anderen Jahren dank reichlich gefallenem Schnee ähnlich gut verlaufen ist», meint Josef Ruoss vom Skilift Bildhaus in Gommiswald.

Jedoch gibt es zwei Betrachtungsweisen, wie Roger Meier von den Sportbahnen Atzmännig aufzeigt: «Der Skibetrieb für sich alleine betrachtet war ganz okay. Im Gesamtkontext mit der Gastronomie, welche für einen abgerundeten Schneesporttag einfach dazugehört, ist es selbstverständlich nicht zufriedenstellend. Daher möchte ich das Fazit einer 'herausfordernden, keineswegs optimalen, aber doch zufriedenstellenden Saison' stehen lassen.»

Alles in allem zeigen die Betreiber der Skigebieten grosse Freude darüber, dass man den Schneesportbetrieb anbieten durfte und dass die Gäste den Wintersport draussen geniessen durften – trotz Einschränkungen.

«Der Kanton hat sehr hohe Umsetzungsanforderungen an die Skibetreiber gestellt und diese auch täglich beim Betrieb kontrolliert. Entsprechend war der Aufwand enorm»
Roger Meier, Geschäftsführer Sportbahnen Atzmännig

Einbusse von 30% erwartet

Im Vergleich zu früheren Jahren erwarten die Skigebiete beim Bahnbetrieb – und vor allem bei der Gastronomie – grössere Einbussen. «Beim Bahnbetrieb erwarten wir eine Einbusse von über 30%», berichtet Tanja Gmür, «Im Restaurant Monte Mio verzeichnen wir Einbussen von voraussichtlich ca. 50 % und im Schwendihaus von rund 80 %.»

«Das Jahr 2020 als Ganzes betrachten machen wir minus 30% des Umsatzes im Vergleich zu anderen Jahren», bestätigt auch Roger Meier, «Der Gastronomiebereich ist deutlich unterdurchschnittlich verlaufen und das Gruppengeschäft auf dem Nullpunkt.»

«Beim Bahnbetrieb sind wir in der Wintersaison mit einem blauen Auge davon gekommen. In der Gastronomie sieht die Situation anders bzw. schlechter aus»
Tanja Gmür, Sportbahnen Amden

Was sich auch stark auswirkte, war die Schliessung der Skigebieten über die Feiertage. «Wir sind zufrieden mit der Saison, aber uns fehlen trotzdem die Tage zwischen Weihnachten-Neujahr, welche die wichtigsten Tage in der Saison sind. Das wird sich im Umsatz deutlich zeigen», meint Robert Schnyder, Betriebsleiter des Skilifts Oberholz Farner.

Stark variierende Besucherzahlen

Die geschlossenen Restaurants, die Massnahmen und die Pandemie an sich wirkten sich nicht nur auf den Umsatz, sondern auch auf die Besucherzahlen aus. Alle Skibetriebe berichten von stark variierenden Besucherzahlen über die Saison verteilt. Josef Ruoss zeigt auf, dass die Zahl an Besuchern am Skilift Bildhaus von 300 Besuchern pro Tag bis lediglich 15 reichte. Bei den Sportbahnen Atzmännig zählte man an Spitzentagen in anderen Jahren knapp 3'000 Besucher pro Tag. «Dieses Jahr waren am meistbesuchten Tag 1'800 bis 2'000 Besucher bei uns, während am Tag mit den wenigsten Besuchern weniger als 100 Personen bei uns waren», reflektiert Roger Meier. 

Vor allem an kälteren Tagen merkte man einen Schwund an Besuchern. «Leider mussten während den kältesten Tagen viele Eltern mit ihren kleinen Kindern vorzeitig den Heimweg antreten, weil sie sich in keinem geheizten Raum aufwärmen durften», so Josef Ruoss vom Skilift Bildhaus. Hingegen brachte die sonnigen Tage mehr Leute an die Lifte. «Das schöne warme Wetter brachte mehr Personen an den Lift, welche den ganzen Tag profitierten», so Daniel Hartmann, VR Präsident vom Familienskilift Tanzboden.

«Die Saison hat gute und schlechtere Aspekte. Besser war sicher, dass unsere Gäste mit weniger zufrieden und insgesamt geduldiger waren»
Robert Schnyder, Betriebsleiter Skilift Oberholz Farner

Grossteil der Gäste hielt sich an die Massnahmen

Hinsichtlich der Covid-Massnahmen melden alle Bahnbetriebe eine konsequente Umsetzung und ein rücksichtsvolles Verhalten der Gäste. «Anfangs war die Umsetzung eine grosse Herausforderung», so Tanja Gmür, «Insbesondere in den Anstehzonen vor den Bahnen mussten ergänzende Massnahmen eingeführt werden, um Menschenansammlungen verhindern zu können.» Mit erweiterten Markierungen, Absperrungen und dank zusätzlichem Personal konnten jedoch gute Lösungen gefunden und umgesetzt werden.

«Es konnten alle Massnahmen gut umgesetzt werden und unsere Covid-Ranger hatten die wenigen Maskenverweigerer problemlos im Griff», berichtet Robert Schnyder. Roger Meier fügt an: «Die Massnahmen wurden konsequent umgesetzt und die Gäste haben sich sehr gut daran gehalten. Dies bestätigt den Nachweis, dass die Gefahr sich beim Schneesport zu infizieren vernichtend klein ist.»

Die Umsetzungsanforderungen an die Skibetreiber

Roger Meier zählt auf, welche Umsetzungsanforderungen der Kanton an die Skibetreiber gestellt und diese auch täglich beim Betrieb kontrolliert hat: 

«Neben den bereits bekannten Hygiene-Verbrauchsmaterialen, wurde

  • zusätzliches internes Personal,
  • Beschriftungen,
  • Absperrungen,
  • Kommunikation,
  • Webanpassungen und
  • externes Personal wie «Security» oder «Verkehrskadetten»

benötigt, um die Auflagen zu erfüllen. Dazu kam noch eine Flut an Administrationsaufwand für stetige Anpassung und Neuerstellung von Schutzkonzepten, Kurzarbeitsabrechnungen, Arbeitsnachweise, Gesuche, Aufteilung und Konzepterarbeitungen.»

«Was aber sehr schön zu sehen und spüren war, ist, dass sich die Branche sehr intensiv mit der Situation auseinandergesetzt hat, sich die Betreiber sehr transparent und unterstützend ausgetauscht haben und die Verantwortung mit einem hohen Mass an Erfüllung umgesetzt wurde», fügt Roger Meier abschliessend an.

Linda Barberi, Linth24
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