Der Streitfall Klettenseehof, über den ich schon oft schrieb, ist ein Schauerstück schockierender Härte. Ein Krieg, bei dem es nur noch darum geht, dass der Stärkere den Schwächeren erdrückt.
Ortsbürger glauben ans Ende
Letzte Woche war in Benken Ortsbürgerversammlung. 114 von 738 Stimmberechtigten waren zugegen. Die Linth-Zeitung titelte danach: «Ortsgemeinde kann Klettenseehof kaufen.» Ihr Präsident, Albert Glaus, sei erleichtert. Das Bundesgericht habe die Beschwerde des Klettenseehof-Bauern Niklaus Fischli abgelehnt.
Ist der Streit nun zu Ende? Nein.
Ortsbürgern fehlte Geld
Die Saga um den Klettenseehof begann 1995, als der bisherige Pächter des Hofes, Kurt Schnider, die Hofgebäude von der Ortsgemeinde gekauft hatte. Dies war möglich, weil den Ortsbürgern das Geld für den Unterhalt ihrer nach dem Krieg in der Linthebene erbauten Bauernhöfe ausging.
Die Krux jedoch war: Sie verkaufte den Bauern nur die Hof-Bauten. Das Wiesland und auch das Land auf dem die Höfe stehen, verkaufte sie nicht. Das gab sie den Bauern nur in Pacht ab.
Es begann mit der Autobahn
Zur selben Zeit wurde die Autobahn A53 nach Reichenburg gebaut. Sie führt direkt an Schniders Klettenseehof vorbei. Für die daraus entstehenden Nachteile wurde die Ortsgemeinde als Eigentümerin des Klettenseehof-Landes vom Kanton entschädigt. Davon beanspruchte Kurt Schnider als Direktgeschädigter einen Teil und erbat von der Ortsgemeinde eine Zinsreduktion für das Land, auf dem sein Hof stand. Doch die Ortsgemeinde sagte nein.
Schnider erschiesst sich
Damit war der Streit lanciert. Schnider verlangte auf dem Rechtsweg eine Zinsanpassung. Die Ortsgemeinde verweigerte das. Schlussendlich befahl das Bundesgericht der Ortsgemeinde, den Zins zu reduzieren. Das liess sie sich nicht gefallen. Sie versuchte ab jetzt, Schnider mit allen Mitteln vom Hof zu jagen und kündigte ihm die Landpacht.
Nach langem Streit hatte Schnider 2009 genug. Er verkaufte den Klettenseehof an Bauernkollege Niklaus Fischli. Nun bekämpfte die Ortsgemeinde auch diesen Verkauf. Jetzt war Schnider am Ende.
Im April 2010, kurz vor der Ortsbürgerversammlung, erschoss er sich. In seinem Abschiedsbrief schrieb er: «Nun heisst es schweren Herzens Abschied zu nehmen. Die jahrelange Hetzkampagne gegen mich hat tiefe Spuren hinterlassen.»
Nun ist Fischli dran
Schnider war nun weg. Also zielte die Ortsgemeinde jetzt auf den Klettenseehof-Käufer Fischli und wollte ihn vom Hof jagen. Und das, obwohl die Ortsgemeinde den Hof als reine Verwaltung gar nicht selbst bewirtschaften konnte - ihn nach einem Kauf wieder hätte verpachten müssen.
Erschwerend kam hinzu, dass Kurt Schnider’s Wittwe den Hof nach dem Tod ihres Mannes nicht antrat. Deshalb hielt das Konkursamt Lachen die Hand über die Hofgebäude, wo immer noch die betagte Mutter von Kurt Schnider wohnte.
Hof wird versteigert
2018 kam es zur Versteigerung des Hofs. Fischli, der ihn nach wie vor bewirtschaftete, offeriere für das alte, nach dem Auszug von Mutter Schnider leerstehende Haus und den lottrigen Stall 750'000 Franken. Die Ortsgemeinde überbot ihn mit 950'000 Franken.
Weil sie aber nach Bauerngesetz eigentlich gar keine Bauernhöfe kaufen dürfte, erhob Fischli gegen die Hof-Übergabe an die Ortsgemeinde Beschwerde. Dies wies nun das Bundesgericht ab.
Weihnachtsbäume
An der Bürgerversammlung von vorletzter Woche informierte Ortsgemeindepräsident Albert Glaus über den Zwischensieg der Ortsbürger, sagte aber, Fischli bestehe weiterhin auf das Pächtervorkaufsrecht für den Hof. Die Ortsgemeinde aber lasse das nicht zu.
Womit der Streit weitergeht.
Kommende Weihnachten dann wird die Ortsgemeinde, wie jedes Jahr, an die Benkner Bürger Christbäume verschenken. Im Gedenken an die Geburt Jesus, der den Menschen Frieden bringen wollte.