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Kultur
16.08.2020
16.08.2020 16:44 Uhr

Vernissage-Finissage im Vögele Kultur Zentrum

Einer der Künstler des Sommerprogramms: Marc Elsener, dessen Ölmalereien sich mit der Normalität beschäftigen.
Einer der Künstler des Sommerprogramms: Marc Elsener, dessen Ölmalereien sich mit der Normalität beschäftigen. Bild: ZVG / Vögele Kultur Zentrum
Wandzeichnungen, Holzinstallationen, Miniatur-Malerei: In einer einmaligen Führung können die im Sommerprogramm «Kunst entsteht…» geschaffenen Werke zum letzten Mal erlebt werden. Mit Apéro.

Was mit vier Künstlern begann, ist in den letzten Sommermonaten gewachsen: Insgesamt sieben Schweizer Kunstschaffende liessen in den Ausstellungsräumen des Vögele Kultur Zentrums Kunst entstehen, die vielfältiger nicht hätte sein können. Von einer grossen Wandmalerei über Skulpturen aus defekten Alltagsgegenständen bis hin zu Miniatur-Bildern waren ganz verschiedene Stilrichtungen vertreten.

Die Künstler genossen nicht nur den Kontakt zu den Besuchern, sondern auch die Grösse des Raumes: «In meinem Atelier habe ich meistens ein Platzproblem, aber hier konnte ich mich richtig ausleben», sagt der Bündner Künstler Gianin Conrad, der mit Holz Installationen gebaut hat. Der Raum hat nicht nur Conrad begeistert.

Die Werke der Künstler erstrecken sich über die gesamte Ausstellungsfläche und kreieren einzigartige Kunstnischen, bei denen man in eine neue Welt eintauchen kann.

Der letzte Rundgang

Für dieses einmalige Projekt hat sich das Vögele Kultur Team einen besonderen Abschluss ausgedacht: In einer Führung können die Besucher gemeinsam mit dem Team die entstandenen Werke von «Kunst entsteht…» zum ersten, aber auch zum letzten Mal in ihrer Gesamtheit betrachten.

Nebst kurzen Gesprächen mit den anwesenden Künstlern gibt es auch Einblicke in die bestehende Sammlung des Vögele Kultur Zentrums. Der Rundgang endet auf der Terrasse bei Max Bottinis Installation, aus der während den letzten vier Monaten 30 regionale Gemüse- und Früchtesorten gewachsen sind.

Anschliessend sind alle Anwesenden eingeladen, auf diese spezielle Vernissage-Finissage von «Kunst entsteht…» anzustossen.

Entstandene Werke

Gianin Conrad (*1979)
Wenn der Fuchs nach Hause geht, 2020
Haselruten, Terracotta und diverse Materialien

Gianin Conrads Projekt thematisiert den physischen Raum. Der Mensch konstruiert seit Jahrtausenden Lebensräume und macht sich seine Umgebung und die darin enthaltenen Objekte zu nutzen. Immer mehr wird dieser jedoch durch digitale Räume abgelöst.

Nach welchen Kriterien konstruieren wir diese physischen Räume? Und welche Berechtigung haben sie noch, wenn die digitalen Räume sich immer mehr ausbreiten?

Martina Mächler (*1991)
from a lexicon of gestures (leaky bodies and chairs) szenen 1-9, 2020 (work in progress)
Stühle, Vorhang, Multimedia und diverse Materialien

In ihrem Projekt setzt sich Martina Mächler mit Sprache, Ausdrucksweisen und Körper auseinander.

Eine zentrale Frage ist die nach der Selbstbeherrschung des Körpers – der sich normiert verhält und agiert. Seine Gesten sind dabei nicht natürlich, sondern gesellschaftlichen Zwängen und Vorgaben unterworfen.

Und auch der Körper als solcher fungiert als Projektionsfläche für Vorstellungen von einer vordefinierten Norm – aber welche sind das?

Brigitta Schrepfer und Sarah Keusch
Do you touch?, 2017-2020
Video von 2017: 07:47 min.

«Do you touch?» setzt sich verbal und tänzerisch mit der Frage der menschlichen Berührung auseinander.

Im Duett beschäftigen sich die Tänzerinnen mit Fragen rund um das Thema und ergründen, wann wir uns berühren und was das in uns auslösen kann. Die Haut – unser grösstes Sinnesorgan – liefert uns durch Berührungen Informationen über unsere Umwelt, unsere Mitmenschen. Sie kann vieles: erzählen, trösten, zerstören, heilen, verbinden, trennen.

Berührung kann angenehm sein oder nicht. Aber kann keine Berührung sein? Oder können wir Berührungen adaptieren? Uns berühren ohne uns zu berühren?

Flurina Sokoll (*1986)
arranged, 2020 (work in progress)
Diverse Materialien

In ihrem Projekt verwendet sie Alltagsobjekte aus dem häuslichen Umfeld – alle sind gebraucht, überflüssig oder defekt. Wie sonst in ihrem Atelier auch, untersucht und arrangiert die Künstlerin die Objekte.

Der Begriff des «Arrangierens» beschäftigt sie dabei schon länger – auch im Zusammenhang mit der Krise. Das Arrangieren sieht sie als emotional zwiespältige, aber notwenige Handlung. Es schafft Struktur und Ordnung, gibt Sicherheit und macht uns handlungsfähig. So sind in einer Krise die Menschen auch stets bestrebt, aktiv eine Form von Normalität (wieder)herzustellen – sich also zu arrangieren.

Marc Elsener (*1971)
'es ist gut, irgendwo zu sein', 2020 (work in progress)
Ölmalerei, diverse Materialien

In seinem Projekt stellt Marc Elsener die Frage, inwiefern die «alte» Normalität, also die Normalität vor Corona, überhaupt als Leitbild dessen taugt, was als «normal» gelten sollte. Mit welchem Recht massen wir es uns an, eine Realität voller Ungerechtigkeiten und Wiedersprüche als Massstab für Normalität zu setzen? Sollten wir uns überhaupt zurücksehnen nach dieser «alten» Normalität?

Stefanie Kägi (*1987)
Zurück auf die Bäume, 2020
Mineralfarbe auf Wand

Kägis Projekt thematisiert die Fiktion und Sehnsucht nach der Wildnis. Was wäre, wenn die Erde in der Zukunft wieder wilder, archaischer würde? Was, wenn das Leben der Menschen nicht mehr von Hektik geprägt, sondern wieder naturnaher und reduzierter wäre?

Kurzinfo

Anlass: Vernissage-Finissage von «Kunst entsteht…»
Termin: Sonntag, 30. August 2020, 11:15 bis 12:15 Uhr
Ort: Vögele Kultur Zentrum, Gwattstr. 14, 8808 Pfäffikon SZ
Tickets: Eintritt frei. Anmeldung bis 27. August 2020: vermittlung@voegelekultur.ch / Tel. 055 416 11 22

Christina Teuber, Vögele Kultur Zentrum
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