Am 6. November 2023 trafen sich in St.Gallen Vertretungen aller Parteien des Kantonsparlaments, der Gesundheitsdirektor sowie der CEO und der Verwaltungsratspräsident des Kantonsspitals St.Gallen (KSSG) zusammen mit Mitgliedern des Vorstands der Sektion St.Gallen / Appenzell des Verbands Schweizerischer Assistenz- und OberärztInnen (vsao). Dieser runde Tisch war geprägt von konstruktivem Austausch und offenem Dialog aller Anwesenden und diente dazu, Lösungen für die aktuellen Probleme im Gesundheitswesen zu finden und zu erörtern. Das erst kürzlich bekannt gewordene Ergebnisverbesserungsprogramm wurde nicht diskutiert.
Weiterbildung besser abgelten
Zur Besprechung vorgesehen waren diverse Problemstellungen. Relativ rasch zeigte sich in den Diskussionen, dass die Weiterbildung von Asisstenzärztinnen und Assistenzärzten derzeit nicht immer kostendeckend abgegolten wird. Die öffentlichen Spitäler leisten hier seit Jahrzehnten einen enorm wichtigen Beitrag, der in der aktuellen Diskussion um zu hohe Kosten nicht vernachlässigt werden darf
Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass diese Leistungen besser zu entgelten sind. Störend erscheint unter diesem Aspekt, dass die mühevoll ausgebildeten Fachkräfte nach abgeschlossener Weiterbildung oft von Privatspitälern abgeworben werden, welche zur eigentlichen Weiterbildung einen meist marginalen Beitrag leisten.
Veraltete Tarifstrukturen
Ebenfalls hervorgehoben wurde die besondere Stellung des KSSG. Dieses leidet derzeit sehr unter veralteten Tarifstrukturen und der Tatsache, dass es als überregionales Zentrumsspital hohe Vorhalteleistungen erbringt, welche ungenügend abgegolten werden. De facto bewegt sich das Kantonsspital St.Gallen in derselben Tarifklasse wie ein Kantonsspital eines Kleinkantons, obwohl es Leistungen erbringt, die jenen eines Universitätsspitals in vieler Weise näherkommen.
Zukunftsfähigkeit St.Galler Gesundheitswesen
Auch die Zukunftsfähigkeit des St.Galler Gesundheitswesens stand auf der Traktandenliste. Hier betonten die VertreterInnen des vsao die für die Region immense Wichtigkeit des seit 2020 auch an der Uni St.Gallen angebotenen Medizinstudiengangs (Joint Medical Master) und hoben die Pionierleistung des KSSG in dieser Angelegenheit hervor. Studentinnen und Studenten, welche hier in der Region fundierte klinische Kenntnisse und Fähigkeiten erlernen dürfen, bleiben der Region eher erhalten, als Studierende, welche in anderen Universitäten ausgebildet werden.
Hier bestand ein breiter Konsens, dass diesem Master-Studiengang grosse Sorge getragen werden muss und die Pionierleistungen des Kantonsspitals in reguläre und dauerhafte Strukturen überführt werden müssen.
Viele steigen vorzeitig aus dem Beruf aus
Weiter betonte der vsao, dass derzeit übermässig viele Fachkräfte vorzeitig aus dem Beruf aussteigen und dass dies in Anbetracht des drohenden oder bereits manifesten Fachkräftemangels unbedingt vermieden werden muss. Zeitgemässe und familiengerechte Arbeitsbedingungen seien hierfür essentiell. Die Anwesenden nahmen dies zur Kenntnis und betonten, dass derzeit in Anbetracht der angespannten Finanzlage der öffentlichen Spitäler im Rahmen des Möglichen Verbesserungen angestrebt werden.
Handlungsbedarf ist gegeben
Insgesamt bestand Einigkeit über den Handlungsbedarf, die angespannte finanzielle Situation der öffentlichen Spitäler zu verbessern und gleichzeitig der immens wichtigen Funktion als Weiterbildungsstätte mit überregionaler Ausstrahlung Sorge zu tragen. Der vsao wird den Dialog auch in Zukunft pflegen und dankt den Anwesenden für ihre Bereitschaft hierzu.