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26.03.2024
04.04.2024 15:17 Uhr

Kampf gegen Solarprojekt am Walensee

Die IG ProWalensee wehrt sich gegen die Missachtung der Anliegen der Anwohner
Die IG ProWalensee wehrt sich gegen die Missachtung der Anliegen der Anwohner Bild: Markus Arnitz, Linth24
Am «idyllischen Fjord der Schweiz» planen SAK und EKZ eine riesige Solaranlage. Die IG ProWalensee wehrt sich mit Vehemenz dagegen.

Die Idee ist nicht neu: die Felswand bei Quinten mit Solaranlagen zuzupflastern. 2018 erlitt das Projekt Schiffbruch. Jetzt schürt der vom Parlament 2022 beschlossene «Solarexpress» bei den Strombetreibern im ganzen Land die Goldgräberstimmung. Noch nie war es einfacher, fette Subventionen für Solarprojekte abzuholen.

Der Haken dabei: bis Ende 2025 müssen die Anlagen am Netz sein und Strom einspeisen. Jede subventionierte Anlage muss mindestens zehn Gigawattstunden pro Jahr produzieren. Kein Wunder, bricht bei den Energiekonzernen Hektik aus.

Projekt «Felsenstrom» am Walensee

SAK und EKZ planen deshalb wieder eine Solaranlage an der beinahe senkrechten Felswand des ehemaligen Steinbruchs Schnür auf dem Gebiet der politischen Gemeinde Amden. Gegen dieses Projekt kämpft die «Interessengemeinschaft ProWalensee». Deren Mitglieder sind; im Gegensatz zur Bevölkerung von Amden, welche über das Projekt abstimmt; direkt vom Bau und Betrieb der Anlage betroffen.

Die beiden Energiekonzerne planen «die Verschandelung bzw. Industrialisierung einer BLN geschützten Landschaft», wie die Initianten bei der Pressekonferenz ausführten. 20'000 (zwanzigtausend) Solarpanele; die Fläche von 7 Fussballfeldern; sollen an den unsicheren Fels.

Dagegen engagiert sich die IG ProWalensee, die sich aus Einwohnern von Mühlehorn und Murg bildete, welche bei einer Umsetzung der Solaranlage von den ganzen Emissionen unmittelbar und direkt betroffen wären.

  • Susannan Ackermann, IG ProWalensee, bei der Präsentation an der Pressekonferenz. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • IG ProWalensee, der rote Kreis bezeichnet die geplante Anlage Bild: IG ProWalensee
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  • Blick von Mühlehorn Richtung Felswand auf dem Gemeindegebiet von Amden. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • IG ProWalensee Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Der idyllische Blick über den Walensee könnte bald von einer fragwürdigen Solarinstallation getrübt werden. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • IG ProWalensee Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Vorprogrammiertes Desaster?

2015 wurde ein Testversuch am Steinbruch mangels Wirtschaftlichkeit abgebrochen. Damals hätten die Betreiber das Projekt noch selber finanzieren müssen. Jetzt, da der Bund – also die Steuerzahler – das Füllhorn der Subventionen über solchen Anlagen ausschüttet, sei von der damals mangelnden Rentabilität keine Rede mehr. 

Einer der Kritikpunkte sei die Leistungsschwäche des Projekts. Trotz des erheblichen Aufwands für Installation und Wartung der Solarpanels – monatelang massenhafte Helikopterflüge, fehlende Infrastruktur – würde nur ein sehr geringer Anteil des regionalen Energiebedarfs abgedeckt. Die Wirtschaftlichkeit des Projekts beruhe laut IG ProWalensee hauptsächlich auf staatlichen Subventionen.

Schändung der Natur und der Tourismusregion Walensee

Sicherheit werde beim Projekt «Felsenstrom» wenig beachtet. 2018 gab es an der geplanten Stelle einen massiven Felssturz, bei dem auch ein ganzer Teil des Waldes den Hang hinunter mitgerissen wurde. Die IG ProWalensee konsultierte Geologen, welche die Installation von Solarpanels in diesem immer noch instabilen und gefährdeten Gebiet als fahrlässig bezeichnen. Die für die Installation geplanten Fangnetze würden weitere Waldrodungen mit irreparablen Langzeitschäden für Fauna und Flora benötigen, so die IG ProWalensee.

Weitere Umweltschäden wären vorprogrammiert. Bei den von allen Anwohnern seit Generationen bekannten, unberechenbaren und massiven Windverhältnissen am Walensee sei es unumgänglich, dass neben massiven durch den Wind verursachten Geräuschen auch Beschädigungen an den Solarpanels entstehen würden. Mit der Folge, dass austretende Giftstoffe den Walensee verunreinigen.

Bei ruhigem Seegang spiegelt sich der Berg im Wasser des Walensees. Ein Idyll, das seinesgleichen sucht. Mit den Solarpanels wäre damit Schluss, das Projekt würde massiv mehr blenden als von den Betreibern behauptet.

  • Die von den Betreibern kommunizierten Informationen zeigen nicht das ganze Ausmass Bild: IG ProWalensee
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  • Susanna Ackermann, IG ProWalensee w4ist auf die immensen Emissionen hin, welche Bau und Wartung verursachen. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • 2018 gab es einen Felssturz, welcher ein ganzes Stück Wald mitriss. Die Aufforstung steht immer noch aus. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Weiser Fleck: Abrisstelle des Felssturzes. Nach Meinung erfahrener Geologen ist das ganze Gebiet immer noch gefährdet. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Die Felswand soll mit Solarpanels überbaut werden. Resultat: ständige Windgeräusche / Pfeifen und eine Spiegelung im Walensee Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Anstelle des bisherigen modernen und visuell ansprechenden Designs des Projekts präsentierten die Verantwortlichen eine phantasielose, hingeklotzte Montage von Solarpanels als «technisch machbare» Endversion. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Wenig Solidarität aus Amden und Glarus

Unausgewogen sei auch die Verteilung der Vor- und Nachteile des Projekts zwischen den Gemeinden, äusserten sich Vertreter der IG ProWalensee. Während Amden wirtschaftlich von Projekt profitiere und keinerlei Abstriche bezüglich touristischer Attraktivität hinnehmen müsse, trügen die Anwohnergemeinden am Walensee die ganze Hauptlast potentieller Risiken und Beeinträchtigungen.

Die IG ProWalensee machte bisher die ernüchternde Erfahrung, dass der Kanton Glarus, auf dessen Boden Mühlehorn liegt, diese «Enklave» vergessen hat. Die Ammler Bevölkerung lege den Fokus offensichtlich auf die zu erwartenden Einnahmen. Kein Wunder, liegt die Anlage doch ausserhalb des Blickfeldes der ganzen Gemeinde. Aus den Augen, aus dem Sinn? Jeder ist sich selbst der Nächste? Hauptsache die Touristen kommen nach Amden? Die IG ProWalensee wünschte sich mehr Solidarität mit deren berechtigten Anliegen. 

Kampagne

Mit einer Flyer- und Unterschriften-Sammelaktion möchte die IG ProWalensee die Bevölkerung von Amden sensibilisieren und vom Unsinn des geplanten Projekts überzeugen. Ziel sei ein fakultatives Referendum. Komme es dennoch zu einer Bewilligung des Projekts, sei sicher mit erbittertem Widerstand mittels Einsprachen zu rechnen.

Wie erwähnt: wenn die Betreiber nicht bis Ende 2025 Strom aus der Anlage ins Netz speisen, fliessen keine Subventionen. Das sage schon alles über die Wirtschaftlichkeit aus.

Zu guter Letzt dürfe auch noch erwähnt werden, dass das Walenseegebiet kein Ort von immerwährendem Sonneschein ist. Alle, welche die Gegend kennen, wüssten, dass die Zahl der Sonnenstunden im Vergleich zum angrenzenden Linthgebiet sehr begrenzt ist und der «idyllische Fjord» häufig in mystischem Nebel liege.

Markus Arnitz, Linth24