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Kanton
07.07.2024

Lehrer-Entlastung: Ja, aber ...

Die zweite Entlastunglektion wird begrüsst, nicht aber das Abschieben der Finanzierung an die Gemeinden.
Die zweite Entlastunglektion wird begrüsst, nicht aber das Abschieben der Finanzierung an die Gemeinden. Bild: KEZO
Lehrer und Lehrerinnen sollen eine zweite Entlastungslektion erhalten. Die «Mitte» Kanton St.Gallen unterstützte dies, sieht aber die Umsetzung als missglückt an.

Klassenlehrpersonen sollen in Zukunft eine zweite Entlastungslektion erhalten. Die Mitte Kanton St.Gallen unterstützte dies in ihrer Vernehmlassungsantwort und freut sich mit den Klassenlehrpersonen, welche dadurch endlich die nötige Entlastung für ihre anspruchsvolle Arbeit erfahren. Missglückt sieht Die Mitte St.Gallen jedoch die Umsetzung, welche die Finanzierung dieser Massnahme den Gemeinden zuschiebt. Mutig und richtig wäre eine Reduktion der Lektionentafel gewesen. 

Unbestritten

Für Die Mitte Kanton St.Gallen ist unbestritten, dass Klassenlehrpersonen entlastet werden müssen. Die Funktion der Klassenlehrpersonen umfasst neben dem eigentlichen Unterricht viele administrative und als Schnittstelle zu den Eltern, Fachstellen und Therapeuten auch immer mehr koordinative Aufgaben. Die künftig bestehende zweite Entlastungslektion für Klassenlehrpersonen ist deshalb ein wichtiger und längst fälliger Schritt. 

Umsetzung – eine verpasste Chance

Wenn eine Lektion auf der Stundentafel nicht mehr von der Klassenlehrperson erteilt wird, muss diese von einer anderen Fachperson gehalten werden. Durchschnittlich benötigt der Kanton St.Gallen durch die neue Weisung pro Schulträger im Kanton rund eine Vollzeitstelle mehr: Bei ca. 90 Volksschulträger im Kanton eine beachtliche Anzahl neuer Vollzeiteinheiten, gibt es doch jetzt schon Schulen mit Notstundenplänen, weil schlicht das Personal zur Erteilung dieser Stunden fehlt. 
Bereits heute haben St.Galler Kinder im Vergleich mit anderen Kantonen deutlich mehr effektive Unterrichtszeit, etwa aufgrund der Dauer der Lektionen. Vor diesem Hintergrund wäre die Kürzung der Stundentafel nach Meinung der Mitte hier nicht nur eine angebrachte, sondern auch eine pragmatische und clevere Lösung gewesen.

Die Rechnung erhalten die Gemeinden

Der Bildungsrat weist die dadurch entstehenden Mehraufwände schlicht den Gemeinden zu. Die Mitte St.Gallen forderte, wie auch die Schulträger, eine kostenneutrale Umsetzung – wie sie zum Beispiel mit einer Reduktion der Stundentafel bei den Schülerinnen und Schülern möglich gewesen wäre – und wurde nicht gehört. Um anspruchsvolle Diskussionen betreffend die Fachzuweisung der Reduktion zu umgehen, schickt der Bildungsrat die Rechnung den Gemeinden beziehungsweise Schulträgern und somit den Steuerzahlenden. Kreativität und Mut in anspruchsvollen Zeiten geht anders. 

Einsatz für kostenneutralle Umsetzung

Vor diesem Hintergrund wird sich Die Mitte im Rahmen der Prozesse rund um die Totalrevision des Volksschulgesetzes weiterhin für eine kostenneutrale Umsetzung der Entlastungslektion einsetzen und sähe eine Reduktion der Stundentafel - vor allem durch Kürzungen bei den Fremdsprachen – als Lösung. So könnte der Fokus auf Kernkompetenzen in Deutsch und Mathe zusätzlich gestärkt werden.

MM/Die Mitte Kanton St. Gallen, Linth24