Die von der Linth-Zeitung zitierten Experten und die Zeitung selbst ziehen zum 17.5 Millionen Franken teuren Umbau ein tristes Fazit. Zu Recht: Denn wenn heute (überhaupt) jemand vom renovierten Schloss redet, wird meist nur die interne Erschliessungstreppe gelobt. Nur: Wegen einer gelungenen Treppe besucht niemand ein Schloss.
Schloss Rapperswil: Ziel verfehlt!


Nur noch Pauschalwünsche
Als sich die Ortsgemeinde und die Stadt aufmachten, das Schloss für so viel Geld zu renovieren, war die Rede von 100'000 Besuchern jährlich. 2016 wurde dann auf 60'000 zurückgerudert, und 2019 auf 30'000. Und zum Ausbauziel gabs nur noch Pauschalwünsche wie «Qualität vor Quantität», «Tourismusattraktion» und «Veranstaltungsort».
40 Personen pro Tag
Abgesehen von der Umbauqualität und der Hoffnung auf bessere Zukunft durch die lokalen Touristik und die Ortsgemeinde, wurden all diese Ziele verfehlt. Gemäss Linth-Zeitung verzeichnete das Schloss in den ersten sieben Monaten knapp 7'000 Eintritte. 40 Personen pro geöffnetem Museumstag (!). Das sind drei Mal weniger als das frühere Polenmuseum bekanntgab.
Touristikfachmann Daniel Koller («Tourismus-Schmiede») sagt: Dem Schloss fehle der Wow-Effekt, der rote Faden und der Tiefgang. Ein «absolutes Must See», so Koller, sei das neue Schloss nicht, aber «durchaus ein Besuch wert».
Auf gut Deutsch: Man kann auf einen Besuch verzichten.
Vernichtende Kritik
Die Linth-Zeitung hat mit Kulturvermittler Peter Röllin und Designer Michael Thurnherr weitere zwei ausgewiesene Fachleute um ihr Schloss-Urteil gebeten. Es ist in Relation zur Zielsetzung vernichtend.
Sie loben zwar (wie alle) die Schlosstreppe als ein «Meisterstück» und generell das bauliche Handwerk. Danach aber hagelt es Kritik: Die «Gaststube» beim Eingang «gähne vor Kälte und Leere». Der Weg zum Gügelerturm sei, von ständigem Gestöhne begleitet, «peinlich».
Schloss-Gebastel
Der Wehrgang sei «grauenvoll». Belanglose Szenerien würden um Aufmerksamkeit ringen. Vieles bleibe «rätselhaft» oder sei «geschmäcklerisch». Wichtige Schloss-Trouvaillen blieben «unerwähnt und ungewürdigt». In einem Nebenzimmer stehe ein «riesiges» Schlossmodell: «Was soll dieses Bastelstück» fragen Röllin und Thurnherr.

Fiasko Polengeschichte
Das «grösste Fiasko» der Schloss-Inszenierung sei der Versuch, die lange und wichtige Geschichte der Polen im Schloss mit «herumstehenden Kisten» zu visualisieren. Und «der beste Grossraum im Schloss», der Saal, sei nicht zugänglich, trotz des hohen Eintrittspreises von 14 Franken.
Vernichtendes Fazit
Das vernichtende Fazit von Röllin/Thurnherr: Die Schloss-Inszenierung sei «zum Glück reversibel», also zu ersetzen. Das heisst nichts anderes als: Die verheizten gut 3 Millionen für die Schloss-Inszenierung und damit generell der 17,5 Millionen Franken teure Umbau haben die Ziele verfehlt. Nix «Tourismusattraktion», nix «Veranstaltungsort», schade um das viele Geld.
Kommission hat gefehlt
Die beiden Fachleute sehen den Grund für das Scheitern darin, dass die Schloss-Inszenierung «nicht wie vorgeschrieben» ausgeschrieben, sondern im Direktauftrag vergeben wurde. Zudem habe eine Kommission aus Fachleuten gefehlt.
Die beiden erwarten nun, dass das Schloss mit einer Ausstellung belebt wird und die Besucher mit einem würdigen Bistro empfangen werden.
Kommentar von Bruno Hug: Geld verdonnert, Chancen vertan
Auch im Fall Schloss wurden, wie in den letzten Jahren fast in allen Stadtprojekten, lieber Millionen an auswärtige Berater verdonnert, statt dass das lokale Wissen einbezogen wurde.
Ich habe ab 2007, damals mit den Obersee Nachrichten, über Jahre und mit zwei Petitionen dafür gekämpft, dass das Schloss zum Wohl der hiesigen Bevölkerung genutzt wird, und auch vorgeschlagen, es in eine Stiftung einzubringen. Damit hätte die Bevölkerung in den Schlossumbau einbezogen werden können. Obendrein wäre daraus noch die Möglichkeit entstanden, die Finanzierung des Umbaus mit schweizweit tätigen Kulturstiftungen breiter abzustützen.
Volk interessiert sich nicht
Natürlich wollten die Oberen das nicht und Herr der Dinge bleiben. Mit dem erreichten schlechten Resultat, dass sich die Rapperswil-Joner auch nach der 17.5-Millionen-Investition nicht für das Schloss interessieren. Vermutlich werden künftig mit viel Aufwand Schüler und Gruppen durchs Gebäude geführt, um die Besucherzahlen in die Höhe zu frisieren. Das dann erneut auf Kosten der Steuerzahler.
Gastro: Die nächste Geschichte
Auch der Wunsch nach einem «funktionierenden Bistro im Schloss» wird wohl noch lange ein frommer bleiben. Als Verwaltungsrat der Dieci AG war ich informiert über die Vergabe der Schloss-Restauration. Mein Gott, war das ein Getue, bis sich die Ortsgemeinde letzten Herbst entschied, wer künftig im Schloss wirten darf. Auch hier wurden die Gastrospezialisten nicht in die Planung einbezogen. Mit dem entsprechend mangelhaften Resultat.