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Rapperswil-Jona
27.12.2025
27.12.2025 11:32 Uhr

Barbara Dillier für 2026: «Zusammenhalt und Zuversicht»

Stadtpräsidentin Barbara Dillier: «Positives für die Bevölkerung und die Stadt bewirken.»
Stadtpräsidentin Barbara Dillier: «Positives für die Bevölkerung und die Stadt bewirken.» Bild: Markus Arnitz, Linth24
Linth24 führte mit Stadtpräsidentin Barbara Dillier nach einem Jahr Amtszeit ein schriftlichen Interview. Ihre Antworten, ihre Zuversicht und Standfestigkeit beeindrucken.

Frau Stadtpräsidentin, Sie sind ein Jahr im Amt. Ganz pauschal: Wie gefällt es Ihnen, Stadtpräsidentin zu sein?
Sehr gut. Es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, aber auch eine, die Sinn stiftet. Ich spüre täglich, wie lebendig und vielfältig unsere Stadt ist. Das motiviert.

Wie sagen Ihnen die meisten Leute eigentlich, Frau Stadtpräsidentin oder Frau Dillier?
Beides kommt vor. Am liebsten ist mir einfach ein direkter, offener Umgang. Titel sind weniger wichtig als das Gespräch auf Augenhöhe.

Was sind für Sie die schönsten Momente in Ihrem Amt?
Wenn wir gemeinsam etwas Positives für die Bevölkerung und die Stadt bewirken. Oder wenn Bürgerinnen und Bürger einfach kurz «Danke» sagen. Das berührt und erfüllt mich.

Gibt es Enttäuschungen, und wenn ja, wie stecken Sie diese weg?
Enttäuschungen gehören dazu. Wichtig ist, sich nicht entmutigen zu lassen und den Fokus rasch wieder nach vorne zu richten.

«Ich versuche auch im dichten Programm aufmerksam zu bleiben.»
Barbara Dillier

Wir wollten einmal einen Fototermin mit Ihnen erhalten und bekamen etwa 5 Tage später eine Viertelstunde Ihrer Zeit. Haben Sie überhaupt noch freie Termine?
Ehrlich gesagt: Ich eile oft von Termin zu Termin. Mein Tag ist eng getaktet, manchmal fast zu eng. Aber ich versuche, auch im dichten Programm aufmerksam zu bleiben und Zeit zu schaffen für strategisch wichtige Überlegungen und Entscheidungen.

Wo geht Ihnen am meisten Zeit verloren?
Dort, wo man sich im Kreis dreht, statt gemeinsam weiterzukommen. Zum Glück überwiegen die konstruktiven Diskussionen.

Wie ist der Kontakt mit den Mitarbeitenden in der Stadt und in den städtischen Betrieben?
Sehr gut. Ich treffe mich jeden Monat frühmorgens mit einer Abteilung zu «Kafi & Gipfeli». Ich erlebe Kompetenz, Engagement und ein echtes Verantwortungsgefühl gegenüber der Stadt.

«Ich plane bewusst, arbeite fokussiert und weiss, wann es Delegation braucht.»
Barbara Dillier

Sie haben 3 Kinder und einen Mann, sind also nicht nur Stadtpräsidentin, sondern auch Familienfrau. Wie geht das alles unter einen Hut?
Mit guter Organisation, klaren Strukturen und einem verlässlichen Umfeld. Ich plane bewusst, arbeite fokussiert und weiss, wann es Delegation oder Flexibilität braucht. Meine Familie und mein berufliches Team tragen viel dazu bei, dass es gelingt. Ohne sie und ohne einen gewissen Pragmatismus wäre das kaum möglich.

Wir nannten Sie auf Linth24 einmal «die Marathon-Frau», im Wissen, dass Sie früher oft morgens um 5 oder 6 Uhr ihr Lauftraining absolvierten. Haben Sie dazu noch Zeit?
Ja, das Laufen ist nach wie vor ein fester Bestandteil meiner morgendlichen Routine. Es hält mich fit, klar im Kopf und gibt mir einen Vorsprung, bevor der Alltag losrennt.

«Gerade deshalb braucht es Haltung und langfristiges Denken.»
Barbara Dillier

Ein Blick in die Welt – wie beurteilen Sie den weltweiten Gang der Dinge?
Wir leben in einer Welt, die sich rasant verändert: Internationale Konflikte, technologische Umbrüche, Klima- und gesellschaftlicher Wandel. Gerade deshalb braucht es Haltung und langfristiges Denken mit Blick für das Machbare und dem Bewusstsein für das Wesentliche.

Was wünschen Sie für sich für das neue Jahr?
Gesundheit, Begegnungen, Fokus, Wirksamkeit und dazwischen immer wieder Momente der Leichtigkeit.

Was für die Gemeinde Rapperswil-Jona?
Ich wünsche Rapperswil-Jona Zusammenhalt und Zuversicht. Dass wir auch bei unterschiedlichen Meinungen im Gespräch bleiben, gemeinsam Verantwortung übernehmen und wegweisende Entscheide für heute und die Generationen nach uns treffen.

«Respektvoll im Ton, aber klar in der Sache, dafür stehe ich ein.»
Barbara Dillier

Hand aufs Herz. Bei der Steuererhöhung traten fünf Parteipräsidenten vehement gegen Sie an, beim Burgerau versuchten es mit der FDP und die GLP zwei, und die Tageszeitung behandelte Sie in Kommentaren teils wie ein Schülerin. Derweil bei ihrem Amtsvorgänger alle kuschten. Was glauben Sie, hat diese plötzliche Aggression auch etwas damit zu tun, dass Sie eine Frau sind?
Frauen in Führungspositionen werden oft immer noch anders beurteilt – direkter, persönlicher und kritischer. Aber letztlich geht es nicht um mich, sondern um den politischen Stil: respektvoll im Ton, aber klar in der Sache. Dafür stehe ich ein.

Eine letzte Frage: Würden Sie das Amt jederzeit wieder antreten?
Ja, weil ich überzeugt bin, dass es sich lohnt, mich für unsere grossartige Stadt zu engagieren. Und weil ich gemeinsam mit anderen wirksam gestalten kann. Das erlebe ich als sinnstiftend.

Das Interview wurde schriftlich geführt.

Bruno Hug
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