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Wahlen 2023
15.10.2023
16.10.2023 11:35 Uhr

Wahlprognose: Die Grüne Welle verebbt

Nationalratssaal im Bundeshaus in Bern. Wie die 200 Sitze im Nationalrat aufgeteilt werden, entscheidet sich bald.
Nationalratssaal im Bundeshaus in Bern. Wie die 200 Sitze im Nationalrat aufgeteilt werden, entscheidet sich bald. Bild: pixabay.com
Zwei Wochen vor den eidgenössischen Wahlen sind die Positionen bezogen. Die SVP steht vor einem grossen Triumph. Die Ökoparteien verlieren. Werden sie das Opfer ihrer eigenen Vorkämpferinnen?

Bei den eidgenössischen Wahlen 2019 war Grün die Farbe der Stunde. Die Ökoparteien feierten grosse Siege. Vier Jahre später präsentiert sich ein gänzlich anderes Bild. Laut dem SRG-Wahlbarometer von dieser Woche verlieren die Grünen 3,5 Prozentpunkte und sinken auf 9,7 Punkte. Damit könnte die Partei etwas mehr als die Hälfte der 2019 gewonnenen Sitze wieder einbüssen.

Auch die Grünliberalen verlieren

Nicht ganz so schlimm sieht es für die Grünliberalen aus. Doch von ihrem Ziel, die 10-Prozent-Hürde zu überspringen, sind sie meilenweit entfernt. Laut den Daten, die das Zürcher Forschungsinstitut Sotomo für die SRG ermittelt hat, wollen 6,8 Prozent der Stimmberechtigten die GLP wählen. Das ist ein Minus von 1 Prozentpunkt gegenüber dem letzten Jahr.

Die «Neue Zürcher Zeitung» geht den Ursachen für diese Trendwende nach. Eine Erklärung sei die Verdrängung der Klimakrise von der Spitze des Sorgenbarometers durch das Thema Krankenkassenkosten. 26 Prozent halten die Höhe der Krankenkassenprämien für relevant für den Wahlentscheid. Bei der Zuwanderung sind es 25. Danach folgen Klima mit 24 und mit 15 Prozent die Themen Lebenserhaltungskosten und soziale Sicherheit. Die sozialen Themen haben demnach ökologische Fragen von der Liste der grossen Herausforderungen verdrängt.

Kontraproduktive Klimakleber

Die grüne Krise ist aber auch selbstgemacht. Viele Wählerinnen und Wähler nerven sich ob des radikalen Kurses, den die Klimaaktivisten fahren. Dass sie mit ihren «Klebe-Blockaden» das öffentliche Leben stören und auch völlig Unbeteiligte abstrafen, wirkt sich je länger je mehr kontraproduktiv aus.

Korrektur nach rechts

In blendender Verfassung präsentiert sich dagegen die SVP. Laut den Prognosen hat sie mit der Zuwanderung auf das richtige Thema gesetzt. So kommt die Volkspartei auf eine Zustimmung von 28,2 Prozent. Das sind 2,5 Prozentpunkte mehr als 2019. Damit würde die SVP die Position der Bürgerlichen im Parlament stärken.

Wie stark die Korrektur nach rechts ausfällt, hängt vom Resultat der FDP ab. Sie ist die einzige Partei, die gleich zweimal hintereinander verlieren könnte. Mit derzeit 14,1 Prozent Wähleranteil büsst sie gegenüber 2019 nicht nur 1 Prozentpunkt ein, sie wird auch von der Mitte überholt, die auf 14,3 Prozent kommt (+0,5). Die Zahlen liegen zwar im Fehlerbereich, zeigen aber, dass im Zentrum zwischen den politischen Polen ein Verdrängungskampf zwischen Mitte-bürgerlich und Mitte-links stattfindet.

31'850 Teilnehmende

Das SRG-Wahlbarometer zeigt die Wahlabsicht der Schweizer Stimmbevölkerung kurz vor den nationalen Wahlen vom 22. Oktober. Die Datenerhebung erfolgte online zwischen dem 22. September und dem 5. Oktober via Panel von Sotomo sowie über die Online-Kanäle der SRG. Die Ergebnisse der Umfrage basieren auf 31'850 gültigen Teilnahmen und sind repräsentativ für die aktive Stimmbevölkerung.

Thomas Renggli, Portal24