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21.05.2024
22.05.2024 07:44 Uhr

Unbeliebtes Spital Linth, Teil2

Grosse Erweiterungsbauten haben nicht zur Beliebtheit des Spitals Linth beigetragen.
Grosse Erweiterungsbauten haben nicht zur Beliebtheit des Spitals Linth beigetragen. Bild: zvg/Montage Linth24
Mit glasklaren Zahlen und deutlichen Worten zeigt die St.Galler Kantonsregierung auf, weshalb das Spital Linth in Schieflage ist.

Im Jahr 2022 gab es 9'035 Spitaleintritte von Menschen, die im Gebiet Rapperswil – Eschenbach – Ricken – Kaltbrunn – Benken – Uznach – Schmerikon leben. Und obwohl das Spital Linth für alle diese Orte zentral liegt, liessen sich dort nur 3'893 Patienten behandeln. Das sind mit 43 Prozent deutlich weniger als die Hälfte.

Am unbeliebtesten ist das Spital bei den Rapperswilern. Nur jeder vierte Patient liess sich in Uznach behandeln. Lieber gingen sie in ein Spital im Kanton Zürich. (Alle Details dazu im Teil 1 dieses Artikels: https://linth24.ch/articles/249321-unbeliebtes-spital-linth-teil-1)

Spital Linth ohne Anlaufstelle

Die Gommiswalder Kantonsrätin Franziska Steiner-Kaufmann fragte, warum das Spital nicht mehr tue, um Patienten zu gewinnen.

«Warum bemüht sich das Spital Linth nicht aktiver um Patientinnen und Patienten aus der Stadt Rapperswil-Jona, indem es z.B. eine eigene Anlaufstelle betreibt, wie dies das Spital Männedorf mit der Rosenklinik tut? Sind für das Spital Linth andere Massnahmen geplant, um bei der Zuweisung von Patientinnen und Patienten gleich lange Spiesse zu haben?»

Der Regierung beantwortet diese naive Frage leicht: Das Spital Linth – damals noch von Direktor Dr.med. Urs Graf geleitet – hatte bereits eine solche «Anlaufstelle» in Rapperswil-Jona, aber sie wurde von Rapperswiler Ärzten mit Klagen vor Gericht verhindert.

Die Regierungsantwort: «Das Spital Linth verfügte im Brühlpark in Rapperswil Jona über eine Arztpraxis, musste diese aber im Jahr 2020 aufgrund der fehlenden rechtlichen Grundlage (das Spital Linth darf ausserhalb des Spitalareals nur ambulante Leistungen anbieten, wenn die Versorgung nicht durch Private sichergestellt werden kann) und aufgrund des Widerstands von Ärztinnen und Ärzten aus Rapperswil-Jona, die beim Verwaltungsgericht des Kantons St.Gallen eine Klage einreichten, wieder schliessen.»

Regierung verschweigt ihren Plan

Doch die Antwort auf den zweiten Teil der Frage, nämlich ob sich etwas ändert, fällt bei der Regierung unter den Tisch.

Tatsächlich hat der Regierungsrat einen Plan: Er will, dass das Spital Linth und anderen öffentlich finanzierten Spitäler, Aussenstationen betreiben können. Aber diese Änderung wird bei lokalen Ärzten nicht auf Begeisterung stossen, also schreibt die Regierung lieber nichts dazu. (Mehr dazu im Artikel «Kehrtwende der Regierung» https://linth24.ch/articles/245921-kehrtwendung-der-regierung).

Keine Kooperation mit Männedorf

Eine weitere Frage der Mitte-Politikerin: Sind Kooperationen mit benachbarten Spitälern, zum Beispiel im Kanton Zürich oder Schwyz nicht möglich?

Die Regierung schreibt: Mit den Spitälern Lachen und Glarus «finden Gespräche statt, um Kooperationen auszuloten.» Im Klartext: Hier ist nichts in der Pipeline.

Ganz sicher keine Zusammenarbeit wird es mit Männedorf geben. Die Kooperation sei vor 17 Jahren gescheitert. Und heute? «Aufgrund seiner Präsenz in Rapperswil-Jona ist das Spital Männedorf inzwischen ein direkter Konkurrent des Spitals Linth und eine Kooperation wenig aussichtsreich.»

Guillotine der Wirtschaftlichkeit

Ein Spital, welche nicht wirtschaftlich betrieben wird, gehört nicht auf die «Spitalliste», erhält also keine Patienten zugewiesen und ist damit dem Tod geweiht.

Das Spital Linth ist mit dem 30 Millionen Defizit im letzten Jahr weit davon entfernt, diese «Wirtschaftlichkeit» zu erfüllen. Daran erinnert die Regierung in ihrer Antwort. Und doch schreibt sie, ein bisschen optimistisch:  «Das Spital Linth und auch das Gesundheitsdepartement des Kantons St.Gallen sind überzeugt, dass das Spital Linth seine Wirtschaftlichkeit in den geforderten Normbereich verbessern kann.»

Aus welchen Gründen und mit welchen Massnahmen dieses Ziel erreicht werden soll, schreibt die Regierung allerdings nicht.

Mario Aldrovandi, Linth24