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Rapperswil-Jona
31.08.2024
02.09.2024 09:24 Uhr

Badi Lido: Irreführende Stadt-Information

4.8 Millionen für eine Badi und den Stadtrat.
4.8 Millionen für eine Badi und den Stadtrat. Bild: Linth24
Seit Jahren weist Linth24 auf die manipulativen Infos des Stadtrates hin. Beim Projektierungskredit von 4.8 Millionen Franken zur Badi Lido treibt er es auf die Spitze. Von Bruno Hug

Der Stadtrat hat vergangenen Freitag eine Mitteilung zur Abstimmung über das Frei- und Hallenbad Lido verschickt. Viele Infos darin sind falsch oder irreführend oder unbelegt.

Wir beginnen mit der Aussage, das Projekt Lido sei «auf der Grundlage eines intensiven Mitwirkungsverfahren und im Dialog mit der Bevölkerung» entstanden.

Wo wann mit wem Dialog?

Zum genannten «intensiven Verfahren und zum Dialog mit der Bevölkerung» findet man auf der Stadtwebseite unter «Bad Lido» nichts. Zur Entstehung des Projekts gibt’s zwei Mitteilungen: eine vom 2. November 2022 und eine vom 6. Februar 2024. Aus beiden geht nirgendwo hervor, wer alles in diesem «Dialog» mitmachte und so dringend ein Hallenbad wünschte.  

Eingebettet ins «gestorben»

Weiter schreibt die Stadt in ihrer Mitteilung, das Lido-Projekt sei «eingebettet in den Masterplan Lido».
Nur: Gemäss diesem Masterplan sind die Bootshallen in 10 bis 15 Jahren abzureissen (gem. Bauchef Leutenegger) und ebenso das Eisstadion (gem. Sportstättenplan). Trotzdem bauen jetzt die Lakers, auch mit Geld von der Stadt, für 30 Jahre an die Bootshalle und das Stadion eine 10 Millionen Franken teure Trainingshalle.
Damit ist klar: Der Masterplan ist gestorben. Die Badi darauf auszurichten, ist grundfalsch.

Falsche Machbarkeitsstudie

Die Stadt schreibt weiter, zur Badi Lido gebe es eine «Machbarkeitsstudie». Das ist irreführend. Was vorliegt, ist keine Machbarkeitsstudie, sondern ein «Erläuterungsbericht» zu einer mit Fehlangaben behafteten Planstudie. Dem Bürger wird etwas vorgegaukelt, das es gar nicht gibt.

Täuschung zum «Freizeitbad»

Was jetzt folgt, betrifft die späteren Nutzer der Badi ganz direkt: Die Stadt schreibt, wieder irreführend, das Hallenbad sei ein «Freizeitbad». Das ist falsch, und der Stadtrat weiss das. Er hat während der Badi-Planung offenbar bemerkt, dass die Lido-Wiese für ein Frei- und ein Hallenbad viel zu klein ist. Und so hat er in eine Trickkiste gegriffen.

Ein reines «Sportbad»

Er schrieb den Architekten im «Raumprogramm» vom 12. Juni 2023 vor, die Umgangsfläche in der Schwimmhalle müsse nur 1 x so gross sein wie die Wasserfläche. 
Jedoch: Gemäss den schweizweit befolgten Bädergrundlagen des Bundes gilt das nur für reine «Sportbäder». Also für Bäder, in denen Sport getrieben und nicht Freizeit gelebt wird.

Umgangsfläche: 70% zu klein

In einem «Freizeitbad», wie es der Stadtrat der Bevölkerung vorgaukelt, sollte die Umgangsfläche (also die Aufenthaltsfläche) 2,5- bis 3-mal so gross sein wie die Wasserfläche.
Im geplanten Hallenbad mit 900 m2 Wasserfläche müsste die Umgangsfläche also rund 2'500 m2 gross sein. Sie ist aber nur 800 m2 gross. Also 70 Prozent zu klein. Und obendrein unter der Woche permanent mit Schülern belegt.

Täuschung Badi-Wiese

Und immer noch verkündet der Stadtrat, dem Freibad, das ebenfalls eine viel zu kleine Wiesen-, sprich Freifläche hat, stünde auch die eintrittsfreie Seezugang-Wiese ennet dem Strandweg zur Verfügung. Damit sei die Freibadi-Wiese genügend gross. Derweil aber auch dem Stadtrat bekannt ist, dass gemäss den Bädergrundlagen des Bundes (Seite 102, Kap. 6) die Flächen verschiedener Bäder nicht addiert werden dürfen. 

Murks mit Seezugang

Dass dieser Murks mit dem Seezugang nicht geht, versteht sich ohnehin von selbst: Wer im Freibad vier Franken Eintritt zahlt, wird sein Tüechli wohl nie zwischen die Gratisbesucher, Grilleure, Surfer, Enten und Hunde auf der Seezugangswiese ausbreiten.

Fazit: Den 1200 Badegästen des Freibads (für soviel ist es geplant) steht eine mickrige, rund 4500 m2 grosse Wiese zur Verfügung. Nach zeitgemässer Bäderplanung ist das nicht einmal halbsoviel wie es sein müsste.

Übrigens: Linth24 war oft auf der Seezugangs-Wiese. Sie war viel mit Hunderten von Gästen belegt. Und auch mit Hunde- und Entenkot – siehe Bilder nach dem folgenden Kommentar. 

Kommentar

2020 hat der heutige Stadtrat in Eigenregie das schon bewilligte Freibadprojekt Lido drei Monate vor Baubeginn versenkt. Weil er, nach eigener Aussage, die Planung nicht im Griff hatte.

Danach wollte er die Badi schliessen, was ihm das Volk verwehrte, genauso, wie eine acht Millionen Franken teure Renovation. Der Frust des Stadtrats wuchs, und so liess er die Badi ohne statische Belege, und ohne ein neues Projekt zu haben, abbrechen.

Macht sich gut vor Wahlen

Daraus entstand Druck. Dem Volk fehlt die Badi. Also musste eine her. Sowieso auf 2024, denn 2024 sind Wahlen. 
Nun aber konnte es doch nicht einfach in etwa dasselbe Projekt sein, das dieselben Stadträte 2020 mit einem Planungsschaden von 2 Millionen schon versenkt hatten. Also kam man im Stadthaus auf das Hallenbad. Macht sich vor den Stadtratswahlen doch gut: Dem Volk ein Hallenbad zu schenken,

Und so würgte man auf einer viel zu kleinen Wiese mit deftigen, dem Projekt schadenden Winkelzügen eine neu Badi hin, die rundum mangelhaft ist. 

Geld- und Energieschleuder

Um diese durchzudrücken kam dann noch Trick 77 hinzu. Der Stadtrat weiss, die Bürger wollen eine Badi. Also legt er einen 4.8 Millionen teuren Projektierungskredit vor, in dem das von den Bürgern gewünschte Freibad mit dem Bau eines Hallenbads verbunden ist, das aber viele weder wollen noch nutzen werden. (Und das auch in Rapperswil-Jona eine Geld- und Energieschleuder sein wird.)

Klarsicht gewünscht

Den Bürgerinnen und Bürgern ist Klarsicht zu wünschen und empfohlen, wenn sie schon derart viel Geld ausgeben, dass es für ein gutes, nicht für ein hingehetztes, schlechtes Projekt eingesetzt wird. 
Die Bürger tun gut daran, Nein zum Projektierungskredit zu sagen und auf ein kluges Lido-Projekt zu warten. Auf eines, das der Stadt zuliebe entwickelt wurde. Und nicht deshalb entstanden ist, weil ihre Politiker politisch überleben wollen.

  • Seezugang für Gratisbesucher, Surfer, Hund und Enten. Bild: Linth24
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  • Bild: Linth24
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Wer will sich hier am voll belegten Seezugang von der bezahlten Badi her noch ein Plätzchen ergattern? Bild: Linth24
Bruno Hug