Am 24. November 2024 haben die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger in Uznach mit einem Nein-Stimmenanteil von 57 Prozent den Gemeindebeitrag an die regionale Verbindungsstrasse A15-Gaster abgelehnt. Diese Entscheidung führt dazu, dass die geplante Umfahrung von Uznach nicht realisiert werden kann.
Repräsentative Umfrage durchgeführt
Die Gemeinde Uznach hat das Forschungsinstitut gfs.bern mit der Durchführung einer Nachwahlanalyse beauftragt. Dies mit dem Ziel, herauszufinden, welche Argumente zur Ablehnung des Projektes führten und welche Schlüsse für das weitere Vorgehen gezogen werden können.
Die Umfrage wurde zwischen dem 16. Dezember 2024 und dem 17. Januar 2025 durchgeführt. Es wurden alle 4'000 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Uznach angeschrieben. Über 1'000 Personen füllten den Fragebogen aus. Das Umfrageergebnis ist für Uznach repräsentativ.
Handlungsbedarf unbestritten
83 Prozent der Umfrageteilnehmenden beurteilen die Verkehrsbelastung in Uznach als problematisch. Man ist sich einig, dass im Städtli sowie auf den Einfallsachsen grosser Handlungsbedarf bestehe.
Drei von vier Personen sind zudem der Meinung, dass es für die Lösung des Verkehrsproblems tendenziell eine Umfahrung brauche.
Gründe für das Nein
Dennoch lehnt eine klare Mehrheit die vorgeschlagene Linienführung ab. Als besonders schlagkräftig erwies sich das Argument, das Projekt entspreche nicht dem aktuellen Zeitgeist («So löst man heute keine Verkehrsprobleme mehr»).
Auch der erwartete Kulturlandverlust sowie der Umstand, dass die RVS nur einen Teil des Verkehrs aus dem Zentrum schaffen würde, beeinflussten den Stimmentscheid massgebend.
Wie die Umfrage zeigt, hätte auch ein redimensioniertes Projekt ohne Abschnitt Rickenstrasse–Rotfarb beziehungsweise ohne die umstrittene Brücke Hasenweid an der Urne keine Chance gehabt. Das gleiche gilt für ein abgespecktes Projekt ohne den Abschnitt Autobahnanschluss Schmerikon–Grynaustrasse.
Zwar erwiesen sich auch verschiedene Pro-Argumente als mehrheitsfähig. Die Entlastung des Zentrums vom Durchgangsverkehr sowie die Verbesserung der Lebens- und Wohnqualität sprachen ebenso für das Projekt wie die Finanzierung durch den kantonalen Strassenfonds.
Zudem leuchtete ein, dass das Bevölkerungswachstum den Bau neuer Strassen unumgänglich mache. An der Urne hatten diese Argumente dann aber doch zu wenig Schlagkraft.
Rund 80% tendenziell für Tunnellösung
Mit der Umfrage wollte der Gemeinderat auch herausfinden, wie die Bevölkerung das Verkehrsproblem in und um Uznach in Zukunft lösen will.
Die Idee einer Bahnunterführung hält sich hartnäckig. Dies, obschon umfangreiche Abklärungen gezeigt haben, dass eine Untertunnelung des Bahnübergangs aus baulichen und verkehrlichen Gründen weder zweckmässig noch funktional wäre und der Verkehr im Städtchen sogar zunehmen würde.
Gemäss der Umfrage würden rund 80 Prozent der Teilnehmenden eine Tunnellösung tendenziell begrüssen.
Offen bleibt aber, wie ein solches Projekt konkret aussehen würde, welchen Nutzen es bringt und ob es technisch und/oder politisch umsetzbar wäre.
Nein für Grosskreisel und Tempo 30
Auf vergleichsweise wenig Akzeptanz stossen unter anderem ein Grosskreisel im Zentrum oder die flächendeckende Einführung von Tempo 30.
Gut informierte Stimmberechtigte
Weiter bestätigt das Umfrageergebnis, dass die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger gut über die Abstimmungsvorlage informiert waren und den Stimmentscheid bewusst fällten.
Die Abstimmungsinformationen waren verständlich aufbereitet und richtig dosiert. Der Gemeinderat wurde im Abstimmungskampf als glaubwürdig wahrgenommen, was jedoch keinen direkten Einfluss auf das Abstimmungsverhalten hatte.
Östliche Wohngebiete und Junge lehnten eher ab
Junge Wählerinnen und Wähler lehnten die Vorlage übrigens deutlicher ab als Wählerschaft im mittleren Alter. Bei den über 65-jährigen fand das Projekt eine knappe Zustimmung.
Weiter zeigt sich, dass jene, die in den östlichen Wohngebieten leben, die Vorlage besonders wuchtig ablehnten.
Zustimmung fand das Projekt nur im Gebiet westlich der Kreuzkirche.
Gründung Verkehrskommission geplant
Trotz dem «Nein» zur RVS sowie unter Berücksichtigung der vorliegenden Umfrageergebnisse misst der Gemeinderat der Lösung des Verkehrsproblems weiterhin hohe Priorität bei.
In einem ersten Schritt plant er die Bildung einer breit abgestützten Verkehrskommission. Diese soll im Frühling 2025 gegründet werden und anschliessend die Arbeit aufnehmen.
Damit die RVS geplant werden konnte, waren 2013 und 2018 zwei Kantonsratsbeschlüsse nötig. Um gegebenenfalls ein neues Grossprojekt planen zu können, bedarf es wiederum der Zustimmung des Kantonsrates.
Ein planerischer Neustart könnte bestenfalls ab 2029 im Rahmen des 19. Strassenbauprogramms in Angriff genommen werden.