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Kultur
14.09.2024

225. Geburtstag eines grossen Rapperswilers

Historiker Basil Vollenweider (r.) ehrt zum 225-Jahre-Jubiläum den grossen Rapperswiler Komponisten Franz Josef Greith (l.).
Historiker Basil Vollenweider (r.) ehrt zum 225-Jahre-Jubiläum den grossen Rapperswiler Komponisten Franz Josef Greith (l.). Bild: zVg
Basil Vollenweider, Historiker und Vorstandsmitglied der Greith-Gesellschaft sowie Kandiat für den Ortsverwaltungsrat, schreibt für Linth24 einen Beitrag zum 225. Geburtstag des grossen Rapperswiler Komponisten Franz Joseph Greith.

An einem Stein beim Klösterli in der Rapperswiler Allee befindet sich ein bronzenes Medaillon mit dem Konterfei eines einst berühmten Sohnes von Rapperswil: des Komponisten Franz Joseph Greith. Vielleicht erinnern sich noch einige an seine Melodien wie «Von Ferne sei herzlich gegrüsset» oder «Ich bin ein Schweizer Knabe». Diese Lieder wurden von Generationen gesungen. 1884 wurde Greith auf dem Rütli ein Denkmal errichtet. Heute sind sein Name und seine Musik jedoch weitgehend vergessen.

Ein Rapperswiler Wunderkind?

Greith wurde am 17. August 1799 in der Herrengasse im Haus «Zum Sternen» geboren. Die Musikalität wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Schon sein Vater und Grossvater waren in Rapperswil musikalisch aktiv.

Fast wie das Wunderkind Mozart sorgte auch der kleine Franz Joseph Greith für Aufsehen. Zwar nicht an den europäischen Fürstenhäusern, aber immerhin in unserer Region. Der Vater brachte ihm das Flöten- und Geigenspiel sowie das Singen bei und liess ihn auf hiesigen Bühnen auftreten. Das Publikum war verblüfft, und auch in der Zwinglistadt erregte der junge Greith im November 1809 gemäss der «Zürcher Freitagszeitung» die Aufmerksamkeit: Der neunjährige Greith habe bei einer Probe in Zürich «das Erstaunen der Musik-Kenner erregt»!

Kirchenmusiker und Musikpädagoge in St. Gallen

Nach seiner Kindheit in Rapperswil besuchte Greith die Gymnasien in St. Gallen und Luzern und studierte an den Universitäten Landshut und Freiburg im Breisgau. Später arbeitete er als Gesangslehrer in Chur, Münchenbuchsee und Aarau. Von 1833 bis 1860 war er Kirchenmusik- und Chordirektor an der Kathedrale St. Gallen und unterrichtete an der Kantonsschule. Während dieser Zeit widmete er sich intensiv der Musikpädagogik.

Greith engagierte sich auch politisch. Gemeinsam mit dem liberalen Erziehungsrat setzte er sich für eine Reform des katholischen Schulwesens ein, die auch den Gesangsunterricht miteinschloss. Er glaubte, dass Gesang und Musik für die Bildung junger Menschen entscheidend seien.

Patriotische Volkslieder als Bindeglied im nationalen Einigungsprozess

Mit dem Aufkommen des nationalen Bewusstseins nach der Französischen Revolution strebten auch Schweizer Komponisten danach, ihre Musik dem Vaterland zu widmen. Ziel war es, durch patriotische Volkslieder eine nationale Identität zu stärken, insbesondere bei der Jugend. Greith komponierte zahlreiche solcher Lieder und veröffentlichte mehrere Schulgesangsbücher. Mit Erfolg: Die beiden eingangs erwähnten Lieder zählten bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den populärsten patriotischen Liedern der deutschsprachigen Schweiz.

Rütlilied und -Denkmal

Seit Schillers «Wilhelm Tell» gilt die Rütliwiese als nationales Heiligtum. 1859 kaufte die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft das Rütli, um einen Hotelbau zu verhindern, und schenkte es der Eidgenossenschaft als «unveräusserliches Nationaleigentum». Anlässlich der Feier wurde Greiths Rütlilied «Von Ferne sei herzlich gegrüsset, du stilles Gelände am See» gesungen. Dieses hatte Greith Jahre zuvor als junger Student in Breisgau komponiert. Der Text dazu hatte der Luzerner Mitstudent Johann Georg Krauer geschrieben. Das Rütlilied erlangte rasch grosse Popularität und wurde nach der Bundesstaatsgründung von 1848 zu einer patriotischen Hymne.

In den 1880er-Jahren wurde die Idee geboren, den Urhebern des Rütliliedes ein Denkmal zu errichten. Luzerner und St. Galler einigten sich auf ein Doppeldenkmal. Es stand 82 Jahre lang auf dem Rütli, überstand zwei Weltkriege, wurde jedoch 1966 entfernt. Ein Teil des Denkmals gelangte nach Rapperswil, wo das Medaillon mit Greiths Konterfei heute am Einsiedlerhaus steht.

«Greith-Denkmal» beim Klösterli Rapperswil. Bild: zVg

Liederabend zum Jubiläum

Am Sonntag, dem 17. November 2024, organisiert die Greith-Gesellschaft Rapperswil, die das geistige Erbe der Familie Greith pflegt, anlässlich des Jubiläums einen Liederabend. Dieser findet um 14:30 Uhr im Bürgerspital Rapperswil für die Pensionäre und deren Angehörige statt.

Weitere Interessierte melden sich bitte bis Anfang November 2024 bei der Greith-Gesellschaft Rapperswil unter der Mailadresse basil.vollenweider@swissonline.ch an.

Basil Vollenweider, Historiker, Rapperswil