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Kolumne
28.09.2020
28.09.2020 11:08 Uhr

Emotionen und Corona beeinflussen Wahlsonntag

Christopher Chandiramani schreibt, dass Emotionen, hohe Stimmbeteiligung, Wirtschaftskrise und Corona den Wahlsonntag beeinflussen.
Christopher Chandiramani schreibt, dass Emotionen, hohe Stimmbeteiligung, Wirtschaftskrise und Corona den Wahlsonntag beeinflussen. Bild: Linth24
Ein überraschender neuer Bauchef, die Grünliberale verdrängt die SVP & CVP und Ruhe im Linthgebiet. Was die «Monsterabstimmung» sonst noch brachte, schreibt Kantonsrat Christopher Chandiramani.

Nach einer denkwürdigen «Monsterabstimmung», fünf Abstimmungen auf eidgenössischer Ebene wissen wir es – der bilaterale Weg mit der EU bleibt, ein Vaterschaftsurlaub kommt, für höhere Einkommen gibt es keine Steuererleichterungen, hauchdünnes Ja zur Militärflugzeugbeschaffung und eine Gnadenfrist für den Wolf nach knapp abgelehntem neuen Jagdgesetz.

Die hohe Stimmbeteiligung mit weit über 50 Prozent hatte auch im Linthgebiet und vor allem in Rapperswil-Jona einen Einfluss auf die Wahl der Gemeindebehörden. Erst nach 15:00 Uhr sickerten die ersten Resultate langsam durch. Sieger in der Stadt sind die Grünliberalen, die mit je einem Einzug in den Stadtrat, in den Schulrat und in die Geschäftsprüfungskommission (GPK).

Überraschung – neuer Bauchef für die Stadt

Die Wiederwahl des Gemeindepräsidenten Martin Stöckling war fast unbestritten, ebenso des Schulpräsidenten Luca Eberle. Anders in der Bauabteilung – in den vergangenen Jahren sind verschiedene Überbauungspläne gescheitert oder wurden verschoben, beispielsweise Tunnelumfahrung, Feldlistrasse, Avenida, Lido, Rütistrasse. Der abgewählte Bauchef Thomas Furrer hatte immer einen schweren Stand. Neu sollen mit Christian Leutenegger die Zukunftsprojekte wiederbelebt werden. Auch ein Stadtparlament könnte wieder Thema werden, hiermit lassen sich Grossprojekte besser realisieren, wenn sie vorberaten werden.

Grünliberale verdrängen SVP und CVP

Als einziger SVP-Behördenvertreter wurde der bisherige Stadtrat Kurt Kälin wiedergewählt, jedoch bei der GPK und im Schulrat verlor die SVP je einen Sitz, und beim Stadtrat opferte die CVP einen Parteivertreter. Ersetzt wurde alle durch GLP-Kandidaten. Das entspricht auch dem gesamtschweizerischen Trend. Jedoch im Gasterland, vor allem Schänis, konnte die SVP zulegen. Die Schweiz ist seit der «grünen Welle» insgesamt jünger, urbaner, linker und grüner geworden, mit entsprechenden Ambitionen für Umweltschutz.

An einer anschliessenden Wahlbesprechung mit Apéro trafen sich Kandidaten und Vorstandsmitglieder der SVP-Ortspartei. Die zwei Kandidaten der GPK waren Neuzuzüger, also in der Stadt noch zu wenig bekannt. Die Hauptprobleme lagen auf eidgenössischer Ebene. Mobilisiert wurden vor allem Wähler bzw. Gegner der Begrenzungsinitiative, Leute welche politisch eher bürgerlich-links ausgerichtet sind (Rettung der bilateralen Verträge mit der EU). Jedoch ist die Beziehung der Schweiz mit Europa noch nicht bereinigt. Ein geplanter Rahmenvertrag ist noch nicht unter Dach und Fach – das Abkommen ist nicht konsensfähig und stösst auf verbreiteten Widerstand.

Stabilität im Linthgebiet

Nach vielen Fluktuationen in letzter Zeit bei Gemeindepräsidenten im Linthgebiet ist hier wieder Ruhe eingekehrt. Auffallend sind speziell in Schmerikon die Nichtwahlen der SVP-Kandidaten Cony Sutter und René Bühler in den Gemeinderat. Bei einem zweiten Wahlgang dürften Kandidaten auf den letzten Plätzen kaum bessere Karten haben. Vor vier Jahren wurde René Bühler in den Gemeinderat zwar gewählt, erreichte das absolute Mehr, schied aber als überzählig aus. Handicap für Cony Sutter, ihm wird eine Fahrerflucht vorgeworfen. In Eschenbach kommt es in der GPK zu einem zweiten Wahlgang. Einige Bürger hatten gegen Ivo Kuster heftig opponiert. Ein zweiter Wahlgang findet hier Ende November statt. Eine weitere Kuriosität im Kanton SG – in Wil wurde kein einziger Stadtrat gewählt. Alle müssen sich einem 2. Wahlgang stellen.

Christopher Chandiramani, Kantonsrat und freier Mitarbeiter Linth24