Tief in uns verankert sind Reflexe, die aktiviert werden, wenn wir in unguten Stress geraten, denn Gefahr aktiviert bekanntlich Stresshormone. Obwohl wir manchmal ganz anders reagieren möchten, gehen mit uns in gewissen Situationen «die Pferde durch». Flucht oder Kampf sind da die urzeitlichen Devisen. Wenn wir uns diesen Mechanismen des autonomen Nervensystems bewusst werden, diesbezüglich quasi unsere Selbstwahrnehmung schärfen, dann würde es uns besser gelingen, unsere Impulse zu steuern, vermittelte Alex Maspoli den Teilnehmerinnen des Fraue Morge Benkens im Rösslisaal.
Wie viel Raum steht mir zu?
Wir alle kennen die Momente, in denen wir uns nicht mehr ganz wohl in unserer Haut fühlen. Manchmal sind es Streitgespräche am Familientisch, welche die Stimmung hochkochen, manchmal sogar Bedrohungssituationen auf der Strasse, in der Dunkelheit, nach dem Ausgang. In beiden Situationen können wir verbal oder nonverbal agieren. Im emotionalen Gespräch wird es vielleicht laut und man fuchtelt herum, in der Bedrohungssituation kriecht die Angst hoch, man versucht um Hilfe zu schreien, davonzulaufen oder den Angreifer mit einem Tritt zwischen die Beine handlungsunfähig zu machen. Referent Maspoli zeigte anhand einer Grafik auf, wie sich die Eskalationsstufen gewöhnlich vom blauen Bereich langsam in den roten Bereich hochschaukeln. Die orange Zone bezeichnete beispielsweise bereits die zweithöchste Stufe, in der ein Abstand von zwei Armlängen zum Angreifer oder aggressiven Gesprächspartner angezeigt wären.
Auf die Haltung kommt es an
Die Frauen übten, mit einem klaren Stopp und der entsprechenden Körperhaltung selbstsicher aufzutreten. Alex Maspoli nannte drei wichtige Mittel, die korrekt eingesetzt, dem Gegenüber auch die richtigen Signale senden würden: Stimme, Wortwahl und Körpersprache. Letzteres, so der Fachmann, mach zu einem hohen Prozentsatz aus, in welche Richtung sich eine Situation bewegen könne, denn der Körper wirke glaubwürdiger als die Sprache. So nütze es nichts, mit beschwichtigenden Worten eine Situation entschärfen zu wollen, jedoch gleichzeitig herausfordernd mit dem Oberkörper vorzuprellen. Maspoli wartete am Ende auch noch mit erprobten Strategien auf, um sich optimal selbst zu regulieren und den Ausgleich zu finden. Kurzfristig helfen die Bauchatmung und das Trinken von Wasser, langfristig ein stabiles soziales Umfeld und Bewegung in der Natur.
Nächster Fraue Morge Benken: Mittwoch, 22. April 2020, 08.45 – 11.00 Uhr, Ich bin stärker als die Höhenangst und andere Ängste, Rest. Chronä, Benken. Referentin: Barbara Hunziker, Luzern.